24.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Taxis ersetzen Geisterbusse

Weniger Fahrgäste als im Vorjahr steigen in 2004 in den Stadtbus. Im neuen Jahr sollen eine CityCard und ein 9-Uhr-Ticket das Geschäft beleben. Foto: G. Brinkmann

VMR will Angebot auf zwei Linien umstellen - Kritik aus der Politik


Herford (gb). Ab 2007 muss die Stadt den Stadtbus allein bezahlen, dann helfen die E.ON-Millionen nicht mehr. Bis dahin muss der Betriebsaufwand auf zwei Millionen Euro pro Jahr sinken, davon will die Stadt nur noch eine Million übernehmen.
Die anspruchsvolle Vorgabe hat in den Köpfen vieler Politiker noch nicht Raum gegriffen. Denn im Verkehrsausschuss machte sich gestern teilweise Empörung darüber breit, dass die Verkehrsbetriebe Minden-Ravensberg (VMR) das Angebot auf einigen Stadtlinien auf den Taxibus und das Anrufsammeltaxi (AST) umstellen wollen.
Auslöser sind zurückgehende Fahrgastzahlen. 2003 registrierte man 1,25 Millionen Fahrgäste, in diesem Jahr werden es 1,2 Millionen sein. Das sind 59 000 oder 4,7 Prozent weniger, wie Achim Brune von VMR erläuterte.
Dabei empfingen die Fahrgäste das VMR-Angebot als durchaus gut; jedoch kritisieren sie die zum Teil hohen Fahrpreise. VMR will allgemein mit besserem Service, Preisstabilität in den Tarifen und einem günstigen Familienticket dagegenhalten.
Besonders kritisch geht es im Einzelfall auf den Linien Herford-Herringhausen-Eickum (S 1) und Alter Markt-Maiwiese-Mozartstraße Richtung Vlotho zu. Auf der S 1 ist die Nachfrage hinter Herringhausen »erschreckend gering«, in den Bussen sitzen überwiegend nur die Fahrer. So ist es auch auf der Strecke Vlothoer Baum Richtung Exter. In beiden Fällen empfiehlt VMR den Wechsel zum Taxi-Bus und im Fall Vlotho sogar den Umstieg auf die Bahn mit Umsteigemöglichkeit in Löhne. Nebenbei kann VMR damit 50 000 Euro sparen.
Das kommt bei Ratsmitgliedern, deren Wahlbezirke von dem Maßnahmenbündel betroffen sind, nicht gut an. In einer von Emotionen geprägten Ansprache warb Horst-Walter Laege (SPD, Wahlbezirk Eickum, Laar und Stedefreund) für das Festhalten am Busangebot. Die Alternative Taxibus zog er in Zweifel. Auch Hans-Jürgen Buder (SPD) und Werner Seeger (CDU, beide Wahlbezirk Schwarzenmoor und Falkendiek) äußerten Zweifel.
Doch eine Mehrheit im Ausschuss befürwortete die VMR-Vorschläge. Peter von Ahsen (Die Grünen) machte klar, worum es geht: »Das neue Konzept ist gut. Das Anrufsammeltaxi ist die richtige Maßnahme, um den ÖPNV überhaupt zu erhalten. Denn 2007 wird es richtig eng. Man kann doch nicht große Busse mit 50 Sitzplätzen fahren lassen, die dann nur mit zwei Fahrgästen und dem Busfahrer besetzt sind.« Das sah Maik Mitze (Offensive D) anders. »Mit den Einsparungen geht die Attraktivität verloren. VMR hat die Entwicklung verschlafen.«

Artikel vom 24.11.2004