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Thomas Tremml bei der Arbeit. am Eiffelturm aus Eis.

Eiszeit vor
dem Münster

Spektakuläre Skulpturen-Aktion

Von Bernd Bexte
Herford (HK). Erst kam der Sand, jetzt kommt das Eis. Nach der großen Resonanz auf das Sandkunstwerk auf dem Linnenbauerplatz vor einigen Wochen, locken am verkaufsoffenen Sonntag, 28. November, mannshohe Eis-Skulpturen auf den Münsterkirchplatz. Thomas Tremml, ein Meister seines Fachs, wird vor Ort aus drei kantigen, zwei Meter hohen Eisblöcken weihnachtliche Motive herausmeißeln.

Die Besucher können dem Weltrekordler und Pionier des Ice-Carvings aus der Nähe von München dabei zuschauen, wie er in jeweils ein bis zwei Stunden ein vergängliches Kunstwerk erschafft. Die drei Skulpturen werden auf jeweils vier mal vier Meter großen und 60 Zentimeter hohen Bühnen stehen und im Bereich des Münsterkirchplatzes zur Mausefalle hin ein Dreieck bilden.
Auf Einladung der Stadtmarketing-Gesellschaft »Pro Herford« wird Tremml mit zwei Mitarbeitern seine kalte Kunst kreieren. Mit Kettensäge, Hobel oder Meißel wird er dem Eis zu Blocke rücken. Tremml hat seit Gründung seines »Ice Teams« im Jahr 1990 spezielle Arbeitsverfahren weiter entwickelt, die seine Skulpturen so einzigartig machen. So wird das Eis mit einer Art Bügeleisen angeschmolzen: Die oberste Schicht schmilzt, zeigt sich glasklar und glänzend.
Der gelernte Koch hatte anfangs nur seine kalten Buffets mit Eisfiguren dekorieren wollen. Daraus ist jetzt ein Vollzeitjob geworden. Tremmls Kreationen sind international gefragt, werden in Kühlwagen von München bis ins Ausland transportiert. Seine vielleicht größte Arbeit haben viele Herforder (unbewusst) gesehen. Der Eiskünstler gestaltete die 200 Tonnen schwere Eishöhle in der Verfilmung des Bestsellers »Fräulein Smillas Gespür für Schnee«.
Bei der Arbeit überlässt der Eismann nichts dem Zufall. Die Blöcke werden in einer speziell entwickelten Maschine meißelgerecht angefertigt. So wird die kalte Materie optimal verarbeitungsfähig: 1998 schuf Tremml in St. Moritz das größte Trinkglas aus Eis und wurde dafür mit einem Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde belohnt.
Was er und seine Mitstreiter in Herford den drei Blöcken entlocken werden, steht schon fest, wird aber noch nicht verraten. Nur so viel: »Es werden weihnachtliche Motive sein«, sagt Thorsten Goedecker von der »Pro Herford«. Wie lange die eisigen Kunstwerke zu bewundern sind, hängt natürlich noch mehr von der Witterung ab als bei der Sandskulptur. Wenn es Petrus gut meint, werden die weihnachtlichen Motive zur Dauer-Attraktion des »Weihnachtslichtes«.

Artikel vom 24.11.2004