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Feuerlöscher einfach unbrauchbar gemacht

Harter Wettbewerb führt zu Prozess gegen Brandschützer


Bielefeld (uko). Einen immer härteren Wettbewerb liefern sich Unternehmen, die sich dem Brandschutz verschrieben haben. Vor wenigen Tagen verurteilte das Landgericht Bielefeld leitende Angestellte eines Hannoveraners Unternehmens wegen Bestechung, nun muss sich das Amtsgericht mit einem höchst dubiosen Fall befassen: Zwei Konkurrenten aus Bielefeld und Lage schrecken offensichtlich auch vor Straftaten nicht zurück, um Aufträge zu sichern.
Feuerlöscher müssen in regelmäßigen Abständen gewartet werden. Die Intervalle sind auf zwei Jahre ausgerichtet, eine Ausnahme bilden stark beanspruchte Geräte - so in öffentlichen Verkehrsmitteln -, die noch häufiger geprüft werden. Kontrollieren darf, so stellvertretender Feuerwehrchef Bernd Heißenberg, »wer einen Sachkunde-Nachweis hat«. Und den erteilen ausgerechnet die Hersteller der Geräte. Heißenberg zur Lage in der Branche: »Deshalb haben wir auf diesem Sektor nicht nur weiße Schafe.«
Seit Jahren bereits kämpfen der Bielefelder Egbert V. (42) und der Lagenser Karl K. (54, Namen der Beteiligten geändert) massiv um Kunden: Sogar vor gegenseitigen Strafanzeigen schreckten die beiden Dienstleister nicht zurück. V. hatte über eine lange Zeit hinweg den Prüfauftrag, zwölf Feuerlöscher im Ostmannturm zu warten. Dort ist ein Studentenwohnheim des Sozialwerkes Bielefelder Freimaurer für bis zu 120 Bewohner untergebracht.
Als sein Lagenser Konkurrent in 2001 ihm den Auftrag abjagte, wurmte es Egbert V. so sehr, dass er in Absprache mit dem Hausmeister des Gebäudes auf eine üble List verfiel: Um zu erfahren, warum Karl K. so günstig warten könne, präparierte der Bielefelder Brandschutzunternehmer zwölf Löscher an mehreren Stellen. Zum Beweis legte er eine Fotodokumentation an. So war das Pulver mit Wollfäden versetzt, Dichtungen und Folien waren markiert, Patronen mit Klebeband umwickelt.
Die negative Krönung der Aktion: Bei zwei Feuerlöschern waren sogar die Löschschläuche mit Silikon und die Druckrohre verstopft. Die Löscher blieben an ihren Standorten hängen, waren aber unbrauchbar. Richterin Silke Wieskus bezeichnete die Vorgehensweis sogar als »Falle stellen«. Aufgrund der ungewöhnlichen Detektivarbeit des Bielefelders hatte sich jetzt sein Lagenser Konkurrent vor dem Amtsgericht zu verantworten - wegen Betruges, weil er die Wartung nicht korrekt durchgeführt habe.
Als Zeuge verteidigte Egbert V. sein eigenmächtiges Handeln mit dem Hinweis, er habe doch Ersatzfreuerlöscher im Ostmannturm zurückgelassen. Allerdings musste er auch zugeben, dass diese Feuerlöscher während seiner Überwachungszeit zwei Wochen lang vom Hausmeister in einem Kellerraum eingeschlossen waren. Für Bernd Heißenberg ein untragbarer Zustand: »Das ist schlimmer, als ob überhaupt keine Feuerlöscher installiert wären.« - Der Prozess soll nun mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt werden.

Artikel vom 23.11.2004