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Musik ohne Grenzen begeisterte Publikum

Junge Sinfoniker und russische Gäste gaben Konzert


Von Katrin Heine
Bielefeld (WB). Gleich mit den ersten Takten von Carl Maria von Webers Ouvertüre zu »Der Freischütz« machten die Jungen Sinfoniker und ihre russischen Gäste von der Stiftung »Neue Namen« klar, dass sie das Publikum packen wollten. So kraftvoll klang ihre Einführung in der Mercedes-Benz Niederlassung OstWestfalenLippe, dass die Zuhörer auf ihre Stuhlkanten rutschten. In wenigen Tagen war aus den jungen Musikern unter der Leitung von Steffen Leißner offensichtlich eine musikalische Gemeinschaft geworden, Blickkontakte zum nächsten Einsatz funktionierten auch ohne gemeinsame Muttersprache.
Die russischen Solisten kamen fast alle auch ohne Noten aus, so der junge Pianist Alexander Scheikin. Wie ein Chirurg zerlegte er die Melodien von Frédéric Chopin, um sie gemeinsam mit den Jungen Sinfonikern zu einem virtuosen Klangteppich zu verweben.
Mit einem Concertino für Oboe und Klavier von Carl Maria von Weber gönnten Emil Miroslawskij und Jekaterina Siskina dem Orchester eine Pause, ihrem Publikum einen weiteren Höhepunkt. Überrascht lächelnd nahmen die beiden ihren Applaus entgegen.
Lew Jomdin ist Beifall gewohnt. Der 19-Jährige ist trotz seines Alters bereits ein Meister an seinem Instrument und verzauberte auf der Violine mit Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate. Bald schmelzend, bald temperamentvoll entlockt er dem Instument Töne, die sein Publikum, aber auch die Jungen Sinfoniker zu Begeisterungsstürmen hinrissen.
Nach europäischen Melodien geleiteten fünf kleine Reisebegleiter ihre Zuhörer nach Russland. Das Volksinstrumente-Ensemble mit Sergej Akimov und Alexej Krasnenkow an der Balalaika, Alina Poljakowa und Valentina Schapiro an der Domra und Alexander Somow am Bjan kitzelte mit viel Schwung federleichte Volksweisen aus den Instrumenten. Zusammen mit den Jungen Sinfonikern entwarfen sie Wassily Andreevs »Es scheint der Mond« in einem Wettlauf zwischen Orchester und Volksinstrumenten, dessen Gewinner das Publikum war.
Als Mikchail Mering mit seiner Klarinette Nicolai Rimsky-Korssakows »Hummelflug« mit dem Orchester zum Leben erweckte, durchflog ein Insektenschwarm das Autohaus. Musik zum Zurücklehnen? Nein, zum Mitfiebern.
Kraftvoll hatte es begonnen, und es endete mit einem Paukenschlag. Mit »Bilder einer Ausstellung« von Modest Mussorgskij entführten die jungen Musiker vor »Das große Tor von Kiew« und beendeten so virtuos in Russland, was in deutschen Wäldern begonnen hatte.

Artikel vom 24.11.2004