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Vom Sylter Gogärtchen bis zum uralten Landgasthof

Bei Fluhrers gibt es die ganze Welt der Speisekarten


Von Michael Diekmann und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Speisekartenverlag Fluhrer GmbH.
Der jüngste Triumph von Thomas Fluhrer liegt auf dem Schreibtisch im kleinen Büro. Mit berechtigtem Stolz präsentiert er den dicken Katalog des französischen Gastronomieausstatters ecotel, in dem der Bielefelder Spezialist für Speisen- und Getränkekarten seine Produkte auf einer Doppelseite präsentieren kann. »Wir haben uns viele Jahre um den französischen Markt bemüht. Als wir nicht mehr dran geglaubt haben, kam die positive Entwicklung«, unterstreicht Fluhrer, für den mit ecotel der Start in den französischsprachigen Markt einher geht. Überhaupt: Karten aus der Hermannstraße sind beim Gastronomen in St. Martin auf den westindischen Inseln ebenso gefragt wie im Gogärtchen auf Sylt oder bei heimischen Vertretern einer gepflegten Gastronomie.
Dabei ist der gelernte Fernmeldetechniker Thomas Fluhrer ein typischer Existenzgründer. Ausgestattet mit ersten Vertriebserfahrungen im technischen Bereich hatte der Wunsch nach Selbstständigkeit irgendwann gesiegt: Als Handelsvertreter für einen anderen Verlag (den es heute längst nicht mehr gibt) begann der Bielefelder vor 27 Jahren als Handelsvertreter, gründete aber 1982 eine eigene Firma, in die 1990 auch Ehefrau Heike mit einstieg. Heute beschäftigt die Fluhrer GmbH auch zwei Mitarbeiter und greift auf ein Netzwerk von Partnerbetrieben zurück, um mit einem Höchstmaß an Dienstleistung Kundenkontakte permanent zu intensivieren.
Die Zahl der Kundenbesuche ist im vergangenen Vierteljahrhundert permanent weniger geworden, erinnert sich der 52-Jährige, dafür wurde die Zeit immer schnelllebiger. Aufwendig gedruckte Karten werden immer weniger verlangt, weiß Fluhrer, der mit seiner Firma bundesweit einzigartig ist, dafür ist das Prägen weiter auf dem Vormarsch. Die Gründe liegen auf der Hand, sind in erster Linie finanzieller Natur. Kostenmanagement ist in der Gastronomie entscheidend. Weil gedruckte Karten sonst in größeren Auflagen angefertigt wurden, scheiden sie heute aus, berichtet Ehefrau Heike Fluhrer. Bevorzugt werden einfache beschichtete Deckel, von denen auch Einzelstücke angefertigt werden können.
Einzigartig ist auch Fluhrers System der Abheftung. Der pfiffige Bielefelder hat es ebenso wie viele Produktionsstationen in seinem Betrieb selbst gebaut. Die Heftung mit Gummiband, die den schnellen Wechsel der Papierbögen mit aktuellen Angeboten ermöglicht, hat seit Aufkommen der Kopierer und Computerdrucker den aufwendigen Kartendruck samt buchbinderischer Verarbeitung fast vollständig abgelöst.
Von der patentierten Gummiheftung, ist sich Fluhrer sicher, sollen jetzt auch die Franzosen überzeugt werden. Bislang war bei Fluhrers mit den Hauptabsatzgebieten Südtirol, Österreich, Schweiz und Deutschland der deutschsprachige Raum Hauptabsatzgebiet gewesen. Fluhrer: »Der schnelle Versand in 24 Stunden sorgt dafür, daß unsere Karten in ganz Europa nachgefragt sind.« Zum blitzschnellen Service im Familienbetrieb gehört bei Fluhrers auch der Beitrag von Schwager Joachim Kröger. Der sorgt mit einem eigenen Betrieb für die handwerklichen Schritte, um schon Stunden nach dem Auftragseingang komplette Karten mit Hefttechnik versenden zu können. Darauf setzt der elegante Drei-Sterne-Betrieb ebenso wie der Landgasthof in Familienhand. Beide sind Fluhrers Stammkunden.

Artikel vom 24.11.2004