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Geprägt von drei
großen Idealen

Horst Thermann im Erzählcafé

Brackwede (oh). »Drei große Ideale waren es. Sie haben mich begeistert, geprägt und im ganzen Leben begleitet«, erklärte Horst Thermann, viele Jahre lang Bezirksvorsteher in Sennestadt, jetzt den etwa 80 Besuchern im Erzählcafé des Treffpunkt Alter.

Und dann berichtete der 71-Jährige seinem gespannt lauschen Publikum: Von der Christlichen Pfadfinderschaft, die ihm nach der menschenverachtenden Ausrichtung und den Störaktionen der »Jungvolk«-Zeit nach dem Kriege dann die Liebe zur Natur und den Sinn für Werte wie Ehrlichkeit, Fairness, Hilfsbereitschaft und das Beschützen des Schwachen durch den Starken vermittelte.
Ganz praktische Hilfe hätten sie als junge Männer damals unter anderem in Arbeitslagern und Camps geleistet. In Israel habe er beispielsweise in der Wüste zwischen Tel Aviv und Jerusalem an einer Schule für Einwanderer mitgebaut - um den Traum vom friedlichen Zusammenleben von »Davidstern, Kreuz und Halbmond« zu verwirklichen. »Das hat sich bis heute nicht erfüllt«, stellte Thermann mit Bedauern fest.
Das starke Engagement in der Pfadfinderschaft mag auch ein Ausgleich dafür gewesen sein, dass der Jugendliche seinen eigentlichen Berufswunsch aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen konnte. »Ich wollte Zeichenlehrer werden«, erklärt Horst Thermann.
Aber nach der Währungsreform sei kein Geld mehr für den Gymnasiumsbesuch vorhanden gewesen und der Vater meinte: »Junge, das wird nichts mit dem Studium, mach eine Lehre bei der Volksbank.« Eine Horrorvorstellung für den schöngeistigen jungen Mann. Doch ihm blieb nichts anderes übrig. Nach acht Jahren im Bankfach legte er jedoch die Begabtensonderprüfung ab und begann 1958 in Bielefeld mit dem Studium zum Volksschullehrer.
Und hier habe es gleich am zweiten Tag die für ihn wichtige zweite Begegnung gegeben: Ein Vortrag des Sozialdemokraten Carlo Schmidt. Horst Thermann trat umgehend in die SPD ein - um durch eine politische Tätigkeit die Ziele Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der Gesellschaft umzusetzen. Für die SPD war er dann seit 1965 im Gemeinderat von Sennestadt, 1979 dort sogar Bezirksvorsteher. Denn hier war er nach dem Studium als Lehrer angefangen. Später wurde er dort Leiter der Vennhofschule. Die dritte prägende Begegnung war die Freimaurerei. IhreZiele standen ebenfalls im Einklang mit Horst Thermanns Werten.

Artikel vom 24.11.2004