22.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schulen fallen erneut durch

Zweite PISA-Studie: Deutschland hat die meisten schlechten Schüler

Berlin (dpa). Bei der zweiten weltweiten PISA-Schulstudie hat Deutschland erneut schlecht abgeschnitten. In allen drei Testdisziplinen landen die deutschen Schüler nur in der unteren Hälfte der Leistungstabelle von 31 Industriestaaten.

Beim aktuellen Schwerpunkt Mathematik konnten sie sich um drei Plätze verbessern und belegen jetzt den 17. Rang. Beim Lesen und beim Textverständnis, den Schlüsselkompetenzen für das Lernen in Schule und Beruf, kommen sie dagegen nur auf Platz 20.
Drei Jahre nach der ersten PISA-Studie belegt die Untersuchung erneut: In keinem anderen vergleichbaren Staat der Welt hängt der Schulerfolg so stark von Einkommen und Vorbildung der Eltern ab wie in Deutschland. Das deutsche Schulsystem versagt nach dem Fazit der Forscher bei der Förderung von Arbeiter- und Zuwandererkindern. Bei gleicher Begabung hat ein Akademikerkind in Deutschland eine mehr als dreimal höhere Chance als ein Facharbeiterkind, das Abitur zu erlangen.
Erschreckend hoch ist der Anteil so genannter Risikoschüler. Mehr als 22 Prozent der 15-Jährigen in Deutschland können auch laut der neuen PISA-Studie einfachste Texte nicht lesen und verstehen sowie selbst am Ende ihrer Pflichtschulzeit allenfalls auf Grundschulniveau rechnen. In keiner anderen großen Industrienation ist die Zahl der Schüler, die nur das unterste Testniveau erreichen, so hoch wie in Deutschland. Beim ersten PISA-Test waren dies 22,6 Prozent.
Für die neue Studie waren im Frühjahr des vergangenen Jahres bundesweit 50 000 Schüler im Alter von 15 Jahren getestet worden. Die Auswertung wird seit Wochen mit Spannung erwartet. Offiziell werden die Ergebnisse von der Kultusministerkonferenz und der OECD erst am 7. Dezember vorgestellt.
Beim diesjährigen PISA-Schwerpunkt Mathematik zeigen deutsche Schüler zwar mittelmäßige Leistungen, wenn es um Grundrechnenarten geht. Bei anspruchsvollen Aufgaben in Wahrscheinlichkeitsrechnen oder Geometrie fallen sie jedoch zurück. In der Gesamtwertung Mathematik erzielt Deutschland knapp mehr als 500 Punkte. Beim ersten PISA-Test waren dies 490.
Bei Lesen und Textverständnis kommt Deutschland vom 21. auf den 20. Rang. Im Nebengebiet Naturwissenschaften erreicht Deutschland den 16. Rang. Zuvor war dies der 20. Platz. In Naturwissenschaften hatte Deutschland bereits bei der PISA-Vorgänger-Untersuchung TIMSS im Jahr 1997 das Mittelfeld erreicht.
Beim Lesen- und Textverständnis hat sich die Gruppe der leistungsstarken deutschen Schüler gegenüber dem ersten PISA-Test leicht verbessert, die schwachen Schüler sind dagegen schwach geblieben. Auch der neue PISA-Test zeigt: In keinem anderen vergleichbaren Industriestaat klaffen so große Leistungsunterschiede zwischen guten und schlechten Schulen. Seite 2: Kommentar

Artikel vom 22.11.2004