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Träumen  in der Welt von Schiller

Elektronischer Pop verzauberte die Fans im Ringlokschuppen


Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Träumerische, manchmal fast sphärisch anmutende Klänge, Farb- und Lichtkompositionen, die in andere Dimensionen entführen wollen und faszinierende Stimmen - das ist die Welt von Schiller.
In diese Welt, die auf der CD mit bedeutungsschwerer Stimme angekündigt wird, tauchten die Besucher des Konzerts von Schiller am Samstagabend im Ringlokschuppen ein. Schiller, das ist in erster Linie Christopher von Deylen, der eine ausgewählte Schar von Musikern um sich versammelt hat. Seit Jahren ist Schiller dabei, die elektronische Musik neu zu beleben und hat dabei einen eigenen Klang entwickelt.
Den in eine Genre-Schublade zu stecken, fällt nicht leicht. Kühle Synthesizer-Musik breitet eine weiche Klangdecke aus, die - oft melancholisch-entrückt - das Publikum doch wärmend einhüllt und träumen lässt von einer anderen Welt - eben der von Schiller. Etwas mehr Bodenhaftung verleihen dem Sound dann Gitarrenriffs und ein mit dem Pink-Floyd-Drummer Gary Wallis exzellent besetztes Schlagzeug.
Diese Mischung aus Pop und Trance konzerttauglich zu machen, das hat sich Christopher von Deylen vorgenommen. Passend zu der Musik läuft so auf der Bühne eine Mischung aus Licht und Animation, die den Eindruck elektronischer Weltmusik unterstreicht. Ferne Landschaften in warmem Orange oder kalt-blau wechseln sich ab mit atmosphärischen Farb- und Formspielen.
Perfekt aufeinander abgestimmt ist beides, doch Christopher von Deylen selbst hält sich zurück. Eine kurze Vorstellung der Band, ein Winken ins Publikum und zwischendurch ein »Dankeschön« - die Bühnenpräsenz überlässt das Schiller-Mastermind seinen Gastsängern. Wie Kim Sanders von »Cultur Beat«, Mila Mar und vor allem Peter Heppner, der Schillers bislang größtem Hit »Dream of you« seine Stimme verlieh.
Sein Auftritt am Schluss des zweistündigen Konzerts - und in der Zugabe bei »Dream of you« gemeinsam mit den beiden Sängrinnen - war für die etwa 1800 Zuhörer sicherlich der Höhepunkt. Dass der Saal bis dahin nicht kochte, lag nicht an der mangelnden Begeisterung der Fans, sondern schlicht am Stil des kühl-entrückten Schiller-Sounds. Und so ließ es sich in der Welt von Schiller zwei Stunden lang prima träumen.

Artikel vom 22.11.2004