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Die großen Fragen
der Menschheit

Spaßkultur mit Dieter Nuhr

Von Larissa Kölling
Bielefeld (WB). Wie ist der Mensch? Und warum ist das nicht verhindert worden? Fragen, auf die das Sexsymbol der deutschen Comedylandschaft Antworten über Antworten findet. »Rede ich zu viel?« fragte Protagonist Dieter Nuhr dann auch am Ende seiner zweistündigen One-Man-Show.

Auf keinen Fall - so die vielstimmige Antwort der begeisterten Ostwestfalen in der ausverkauften Stadthalle - denn die Live-Plauderei der Spitzenklasse garantiert bei Nuhr stets einen höchst unterhaltsamen und vor allem vergnüglichen Abend.
»Ich bin's Nuhr« - so der Titel seines aktuellen Bühnenprogramms. Dabei beschäftigt sich der schöne Dieter bescheiden ausschließlich mit den großen Fragen der Menschheit.
Mit Gott, dem menschlichen Hirn und anderen Organen - unter anderem. Denn die Eigenarten von Frau und Mann geraten ebenso in seine Schusslinie wie die nicht enden wollende Fürsorge von Müttern.
Scheinbar konzeptlos hängt er Gags aneinander, um schließlich alles zu einem globalen Ganzen zusammenzuführen. »Ich werde mich auf das Kerngeschäft zurückziehen - grillen und fortpflanzen.« Nuhr ist lieber Primat als Beutelratte und das ist gut so, denn diese Nagergattung könnte die Zuhörer nicht mit einer solch intensiven Stimme und der passenden Mimik fesseln.
Nuhr, das ist Unterhaltung vom Feinsten mit einer ordentlichen Portion Biss und Sarkasmus. Der Selbstdarsteller, der ohne sein schlichtes T-Shirt mit dem Hinweis auf seine Internetseite gar nicht mehr vorstellbar wäre, entwickelt eigenwillige Theorien über die Evolution und verblüfft sein staunendes Publikum mit diffusen Zusammenhängen von Neurowissenschaft, Philosophie und Geschlechtsorganen.
Stets mit einem perfekten Timing schließt er die Lücke zwischen Comedy und Kabarett. Bewiesener Weise gekonnt, denn er ist der einzige Künstler, der sowohl mit dem Deutschen Kleinkunstpreis als auch dem Deutschen Comedypreis für die beste Live-Performance geehrt wurde.
Die Spaßkultur hat sich evolutionär durchgesetzt - der beste Beweis für seine Theorie ist der Künstler selbst.
Brav bedankt er sich zu guter Letzt bei seinem begeisterten Publikum: »Schön, dass Sie da waren. Denn ohne Sie wäre es - naja - sinnlos gewesen.«

Artikel vom 22.11.2004