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Fachmann mit linken Händen

Mario Althoff arbeitet als Technik-Ingenieur bei Gebr. Brasseler

Von Dennis Kiadaliri
und Christoph Roye
(Karla-Raveh-Gesamtschule Lemgo)
Lemgo (WB). Mit »zwei linken Händen« als Technik-Ingenieur arbeiten? Kein Problem, wenn man Mario Althoff heißt.
Technik-Ingenieur Mario Althoff.
Der 35-jährige Diplom-Ingenieur arbeitet bei der Firma Gebr. Brasseler in Lemgo und kümmert sich dort um die Entwicklung von Dentalinstrumenten. Das Unternehmen ist weltweit führend in diesem Segment. Produziert wird in Deutschland, es gibt jedoch Verkaufsstandorte in vielen Ländern Europas. Die Firma hat etwa 1000 Mitarbeiter und ist einer der größten Betriebe in Lippe.
Mario Althoff bezeichnet sich selbst als handwerklich nicht besonders geschickt. Seine Hände waren allerdings schon wichtig bei seiner ersten Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. Aber weil ihm die Herausforderungen in diesem Beruf nicht reichten und weil er gern auch etwas mehr Geld verdienen wollte, hat er sich auf den beschwerlichen zweiten Bildungsweg gemacht. Am Ende stand das Fachabitur am Lemgoer Hanse-Kolleg, womit er praktisch die Eintrittskarte zum Studium in Händen hielt. Er blieb in Lemgo, studierte an der Fachhochschule Lippe Produktionstechnik. Mit Erfolg. Und weil er gute Kenntnisse in Mathematik hatte und sich auch in den naturwissenschaftlichen Fächern auskannte, war der Weg frei zum Technik-Ingenieur.
Trotz flauer Wirtschaftslage fand er sofort eine Stelle, die als Sprungbrett diente, um zu Brasseler zu wechseln. Althoff hatte sich nicht den leichtesten Weg ausgesucht, um beruflichen Erfolg zu erlangen. Daher ist sein Tipp an Jugendliche: »So weit wie möglich lernen und dann erst die Ausbildung beginnen.« Zu viele Schüler wollten bereits nach der 10. Klasse auf eigenen Füßen stehen und Geld verdienen. Aber angesichts der heutigen Wirtschaftslage sei es schwer, über den zweiten Bildungsweg Abitur zu machen und sich Perspektiven zu eröffnen.
Mario Althoff hatte Glück. Seine Tätigkeit als Ingenieur findet er spannend: »Man arbeitet im Team, ist jeden Tag mit Menschen zusammen.« Abwechslungsreich sei die Arbeit auch. Dass er vor dem Studium zunächst eine praktische Ausbildung gemacht hat, fand er sehr hilfreich: »Man versteht einfach besser, was in den Produktionshallen passiert und beschäftigt sich nicht nur mit der Theorie.«
Und man lässt so manches Vorurteil hinter sich. Etwa, dass ein Ingenieur im Blaumann sich den ganzen Tag um das Funktionieren der Produktionsmaschinen zu kümmern hat. Zu seiner Dienstkleidung zählt viel eher der Anzug als der Blaumann. Zudem sitze er selbst meist am Computer, um die Tüftel-Arbeit zu erledigen - und das kann man auf jeden Fall mit zwei linken Händen.

Artikel vom 20.11.2004