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Totengedenkbuch als
Stätte der Erinnerung

Spenden machten die Rekonstruktion möglich

Bielefeld (bp). Im Jahr 2000 wurde das Totengedenkbuch der Altstädter Nicolai-Gemeinde aus der Turmhalle der Kirche gestohlen - morgen, am Totensonntag, wird es - rekonstruiert - wieder in die dann gut gesicherte Vitrine gelegt.

Möglich wurde die Wiederherstellung des Buches durch viele Spenden und mehrere Kollekten, die seit September 2001 erbeten wurden. Zusammen kamen 5200 Euro.
»Zuerst hatten wir ja noch Hoffnung, dass das Totengedenkbuch wieder auftauchen würde,« sagt Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher, »für den Dieb ist das Buch ja wertlos und unverkäuflich.«
Für die Innenstadtgemeinde dagegen ist es ein wichtiges Stück Erinnerung.
Darin aufgelistet sind die Namen der Menschen aus der Gemeinde, deren Leben der Zweite Weltkrieg gefordert hat: Soldaten, die an der Front gefallen sind, Opfer von Bombenangriffen auf Bielefeld, solche, über deren Schicksal nichts mehr in Erfahrung zu bringen war - dazu das Datum ihres Todes. Bevor das Buch vor knapp fünf Jahren aus der damals unverschlossenen Vitrine gestohlen wurde, wurden die Seiten tagtäglich umgeschlagen. »So soll es wieder werden,« verspricht Piepenbrink-Rademacher. Für Gemeindemitglieder, die Angehörige im Krieg verloren haben, aber kein Grab haben, an dem sie trauern können, sei das Buch eine Erinnerungsstätte. Für den Pfarrer eine »angemessene Form des Gedenkens«.
Der Grafik-Designer Hans Firzlaff, der vor Jahrzehnten das originale Totenbuch gestaltet hat, hat nach akribischer Recherche-Arbeit auch die aufwändige Rekonstruktion übernommen. Piepenbrink-Rademacher: »Es gab keine Kopie des Totenbuches.«
Morgen, am Ewigkeitssonntag, 21. November, soll es im Anschluss an den Gottesdienst, der um 10.30 Uhr beginnt, wieder seinen Platz in der jederzeit zugänglichen Turmhalle der Altstädter Nicolaikirche finden.
Von 9.45 Uhr an haben Gottesdienstbesucher Gelegenheit, in dem Totengedenkbuch zu blättern, bevor es in die Glasvitrine eingeschlossen wird.

Artikel vom 20.11.2004