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Schulung der Wahrnehmung

Objekte, Stelen und Malerei von Karin Irshaid im Museum Waldhof

Von Uta Jostwerner (Text) und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Mit Karin Irshaid lenkt der Kunstverein den Blick auf eine Bielefelder Künstlerin, deren Schaffen stets auch die Imaginationskraft des Betrachters mit einbezieht. Bezeichnend dafür ist der von ihr gewählte Ausstellungstitel »Der Blick des Bildes«.

Das künstlerische Oeuvre Karin Irshaids ist vielgestaltig und zieht sich von der Literatur über Malerei hin zu Stelen und Objekten. Die Ausstellung im Waldhof gewährleistet nicht nur einen repräsentativen Überblick über das malerische und plastische Werk, sie erlaubt auch Rückschlüsse auf die künstlerische Entwicklung der vergangenen drei Jahre, in denen Irshaid zu einer stark reduzierten Formsprache gefunden hat, ohne ihr zentrales Thema dabei aus den Augen zu verlieren.
Ihre Stelen -Êim Waldhof wurde ein regelrechter Stelenwald errichtet - weisen eine Wandlung von der organischen Form hin zur grazil geometrischen auf. Schlanker, höher, filigraner beziehen sie zudem ein neues Spannungsgefüge aus der Kombination unterschiedlicher Materialien. Schlanke Spiegel durchbrechen den Buchenaufbau, lockern auf, erlauben neue Wahrnehmungen, nicht zuletzt durch Spiegeleffekte.
Wandobjekte in serieller, farblich abgestimmter Reihung weisen die für Irshaid typische Rechteckstruktur in Kombination mit monochromer Farbgebung auf. Doch auch hier wird der undurchdringliche, pigmenthaltige Farbauftrag bereits durch eingebaute Plexiglas-Elemente aufgelockert.
Offensichtlich wird Karin Irsaids Hinwendung zu mehr Transparenz in der Malerei. Der mehrfach lasierende Farbauftrag schafft Durchlässigkeit und Tiefe und hält das Bild zugleich in einem Schwebezustand. Allein die Materialität von Farbe wirft ihre Bilder zurück und projeziert eigene im Betrachter. Wer betrachtet wen?, scheint Karin Irshaid immer wieder zu fragen. »Jeder trägt ein Album mit eigenen Bildern in sich«, ist die Künstlerin überzeugt und offeriert mittels ihrer Kunst, in dem Album zu blättern und den eigenen Assoziationen freien Lauf zu lassen. In ihrer Entwicklung hin zu mehr Transparenz hat sich die Künstlerin schließlich ganz dem Material Glas verschrieben. In den Objekten -ÊKuben, Türme -Êbricht sich das Licht. Je nach Blickwinkel und Lichteinfall unterliegen diese Werke einer Sensualisierung, die den Betrachter stets aufs Neue fordert und herausfordert.
Die Ausstellung, zu der ein Katalog erschienen ist, wird Samstag, 20. November, um 17 Uhr eröffnet. Führungen finden jeweils sonntags, 15 Uhr, statt. Öffnungszeiten: Donnerstag, Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstag, Sonntag von 12 bis 19 Uhr sowie nach telefonischer Absprache unter 17 88 06.

Artikel vom 20.11.2004