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»Heißer, roter Wein«
hatte es einst schwer

Weihnachtsmarkt hat in Bielefeld nur kurze Historie

Bielefeld (bp). Bärbel Schneider (61) erinnert sich noch gut: »Nach dem Krieg gab es auf dem Weihnachtsmarkt keine Tombola mit Plüschtieren oder anderem Spielzeug, ausgelost wurden Hühner und Gänse für den Festtagsbraten.« Bärbel Schneider ist eine geborene Robrahn und ihr Vater Ewald war derjenige, der Anfang der 1950er als erster Glühwein in Bielefeld verkaufte.

»Roten, heißen Wein - das wollte niemand so recht. Die ersten Jahre waren mühsam. . .«, erzählt Bärbel Schneider. Heute ist Glühwein vom Bielefelder Weihnachtsmarkt nicht mehr weg zu denken. Familie Schneider hat »durchgehalten«, ist auch in diesem Jahr mit einem Glühweinstand auf dem Altstädter Kirchplatz vertreten, wenn von Montag, 22. November, an der Weihnachtsmarkt geöffnet hat (das WB berichtete bereits).
Die Schneiders bereiten ihren Glühwein mit Rebensaft aus dem Badischen zu und Bärbel Schneider mag nicht verraten, was sonst noch hinein kommt in das heiße Getränk. Aus dem Skiurlaub in Österreich brachten Bärbel und Walter Schneider später dann ein Rezept für Eierpunsch mit - und machten ihn ebenfalls in Bielefeld populär. Kinderpunsch aus heißem Traubensaft, verfeinert mit Lebkuchengewürz und natürlich alkoholfrei werde häufig auch von Autofahrern geordert. Neu: Orangenpunsch - frisch gepresster Saft mit hochprozentigem Zusatz. Überall dazu gereicht wird »Bremer Brot«. Mit einem allerdings könne sie nicht dienen, obwohl verstärkt danach gefragt werde, so Bärbel Schneider: Glühwein und Punsch ohne Zucker. Noch ist sie überzeugt: »Das schmeckt doch nicht«. Gleichzeitig aber knobelt sie an einem machbaren Rezept. . .
Der Altstädter Kirchplatz ist die Keimzelle des Weihnachtsmarktes in seiner heutigen Form. Ende der 1970er Jahre erwarb Kaufmann Fritz Oberwelland dann einige Holzhäuschen, ließ sie auf dem Alten Markt aufbauen und vermietet diese dann an Schausteller und Händler. 1980 übernahm dann der Verkehrsverein die Initiative - deshalb wird der »große« Bielefelder Weihnachtsmarkt in diesem Jahr zum 25. Mal gefeiert.
Verkehrsdirektor Hans-Rudolf Holtkamp hat nachforschen lassen. Während in anderen deutschen Städten die Weihnachtsmarkttradition bis ins 15. oder 16. Jahrhundert zurück reicht, gab es in Bielefeld den ersten Markt, der diesen Namen verdient, nach Recherchen des Stadtarchives erst nach dem Ersten Weltkrieg: zunächst Am Bach, dann auf dem Kesselbrink, später auf dem Schillerplatz vor dem Rathaus.
Heute besteht der Weihnachtsmarkt aus mehr als 100 Fachwerkhäuschen. Und Holtkamp versichert: »Und nur in 19 davon werden Glühwein oder Bratwurst verkauft.«
Das Weihnachtsmarktprogramm als Faltblatt gibt es unter anderem in der Tourist-Information und ist einzusehen im Internet unter www.bielefeld.de

Artikel vom 19.11.2004