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Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Ohne Netz


Es waren selten offene Worte, die CDU-Kreisvorsitzender Marcus Kleinkes beim Kreisparteitag am Donnerstag fand. Ohne Umschweife zeigte er auf, woran es gelegen haben dürfte, dass die bürgerliche Mehrheit in der bisherigen Form im Bielefelder Rathaus nicht weiterbesteht.
Kleinkes redete auch um die Panne vom vergangenen Wochenende bei der Aufstellung der Reserveliste für die Landtagswahl nicht herum. Dem Bielefelder Kreisverband gelang es diesmal nicht, seine beiden Abgeordneten Angelika Gemkow und Rainer Lux abzusichern.
Das bedeutet: Sie werden ihre Mandate wohl direkt holen müssen. Bielefeld dürfte damit ein besonders spannender Landtagswahlkampf bevorstehen.
Denn auch die sozialdemokratischen Konkurrenten Helga Gießelmann und Günter Garbrecht werden ohne Absicherung auf der Reserveliste antreten. Schließlich galt Bielefeld stets als sichere Bank für die SPD.
Die Bewerber der großen Parteien gehen diesmal also allesamt ohne Netz und doppelten Boden ins Rennen.
Für die Landtagswahl im Mai 2005 wurden die Landtagswahlkreise zudem neu geordnet. Der Süd-Wahlkreis, in dem Lux für die Union und Gießelmann für die SPD antreten, besitzt die meisten Unions-Hochburgen. Bezogen auf das Kommunalwahlergebnis lag die CDU hier deutlich vorn. Im Wahlkreis Mitte, das Feld der beiden Sozialexperten Angelika Gemkow (CDU) und Günter Garbrecht (SPD) dürften die Grünen eine entscheidende Rolle spielen, die dort bei der Ratswahl in einem Fall sogar stärkste Partei wurden.
Unglücklich ist die Zuordnung des Bielefelder Nordens zum Wahlkreis Gütersloh I, der jetzt von Versmold bis nach Jöllenbeck reicht. Da fehlt wohl vielen Bielefelder Wählern die heimatliche Bindung.
Landtagswahlen sind auch stets vom allgemeinen Trend bestimmt, davon, ob CDU-Herausforderer Jürgen Rüttgers mehr punkten kann als SPD-Ministerpräsident Peer Steinbrück. In Bielefeld wird es diesmal allerdings mehr als sonst auf den persönlichen Einsatz der einzelnen Bewerber ankommen, welche der beiden großen Parteien Erfolg haben wird.

Artikel vom 20.11.2004