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»Es ist ein großer Vertrauensbeweis,« betont der bescheidene Ostwestfale im Hinblick auf die Berufung zum Vorstandsvorsitzenden des Händlerverbandes, in dem alle 85 bundesdeutschen Porsche-Zentren über sechs Regionalverbände und ein Spitzengremium engagiert sind. Die Präsidenten des früher so genannten Händlerbeirates waren stets gesetzte Herren mit graumelierten Schläfen, so um die 60 Jahre und galten als unternehmerische Institutionen ihres Fabrikats, sogar als Weggefährten der Familie Porsche. Frank Menzel dagegen ist eben 39 geworden, Familienvater, Selfmade-Manager und Chef eines der erfolgreichsten Zentren des Stuttgarter Sportwagen-Bauers in Bielefeld. Menzel: »Wir haben uns in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich entwickelt und uns deutlich absetzen können.«
An sein letztes Treffen mit Wendelin Wiedeking kann sich Menzel gut erinnern. Es liegt gerade zwei Wochen zurück, trug sich im spanischen Marbella zu. Am Rande der Vorstellung des neuen Boxster-Modells tauschten sich der Vorstandsvorsitzende der AG und der Bielefelder Chef der Händlerorganisation über Details im Tagesgeschäft aus. Man spürte, die Anregungen wurden gleich aufgenommen und auch in den nächsten Tagen innerhalb des Unternehmens thematisiert, so Menzel: »Ganz einfach beim Bier mit dem obersten Chef wichtige Dinge zu erörtern, in welchem anderen Konzern geht das schon.«
Überhaupt sieht Menzel in kurzen Wegen und guten Kontakten einen wesentlichen Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens - im Großen ebenso wie im Kleinen direkt vor Ort. Wenn man sich bei Porsche mit 100 Managern zurück ziehe und Tacheles rede, so Menzel, reiche ein kleiner Saal, brauche man keine großen Kongresszentren wie bei anderen Fabrikaten und Konzernen.
Innere Stärke und Innovationskraft des Unternehmens Porsche stehen wesentlich für den wirtschaftlichen Gesamterfolg, glaubt der Insider. Nicht nur erfolgreiche Modelle, Mythos aus Zuffenhausen oder glückliches Händchen am Konzernsteuerrad machen, dass die Aktiengesellschaft wirtschaftlich ausgezeichnet steht, sondern auch kurze schnelle Drähte zwischen Management, Verkauf und Produktion.
Wer mit dem Bielefelder Porsche-Chef über Wirtschaft diskutiert, trifft einen engagierten Gesprächspartner von Unternehmern und Freiberuflern, der die Porsche AG nicht nur aus Markenverbundenheit als Vorzeigeunternehmen in angespannten Wirtschaftszeiten bewertet. Bei Fragen wie Globalisierung kommt Menzel schnell auf den Punkt: »Globalisierung bedeutet doch nicht, in der zehnten Etage zu sitzen und seine Leute laufen zu lassen. Und wenn die nicht schnell genug laufen, wird das Weihnachtsgeld gestrichen.«
Bei seinem Team in Bielefeld wird nichts gestrichen, betont Menzel: »Nur mit einer gut motivierten Mannschaft geht es vorwärts.« Seine 18 Mitarbeiter sind lange Jahre dabei, das gesamte Team steht für die Kunden als Ansprechpartner und ausgezeichnetes Kompetenzzentrum zur Verfügung. Der Dienst am Kunden, sagt Menzel, ist das entscheidende Kriterium: »Durch Leistung in Vorkasse zu treten, ist auf dem Weg zu einem erfolgreichen Verkaufsgeschäft wohl in jeder Branche ein wesentlicher Baustein.«
Menzel selbst ist Mann der Basis, braucht den täglichen Kontakt zu Kunden und Verkauf. Das gläserne Büro, unterstreicht der gebürtige Oeynhausener, sei da schon symbolhaft für die Transparenz, die er seit 1992 konsequent fortentwickelt hat. Damals war der junge Mann als Verkaufsleiter neu zu Porsche gekommen. Der gelernte Kfz-Mechaniker erlebte seither die komplette Neuaufstellung eines Stuttgarter Weltunternehmens in der ersten Reihe mit - und hatte an der Neustrukturierung seines Bielefelder Betriebes inklusive Eigentümerwechsel entscheidenden Anteil.
Möglichst viel von diesem Erfahrungsschatz möchte der Bielefelder jetzt auf dem kleinen Dienstweg mitnehmen für die Weiterentwicklung von Gesamtstrukturen. Bielefelder Erfahrungen im Marketing, in Kundenbindung oder Gestaltung von speziellen Veranstaltungen und Präsentationen sind in Stuttgart von großem Interesse, weiß der Mann vom Stadtring. Womit für den Manager auch die grundsätzliche Marschrichtung klar definiert ist: »Händler und Hersteller haben das gleiche Ziel. Wir diskutieren nur über den Weg. Und der führt nicht vom Hersteller zum Händler, sondern umgekehrt. Niemand weiß besser als die Basis, was der Kunde erwartet.« Hält man diese Strategie und die Faktoren Management, Produktion konsequent ein, müsse man Globalisierung nicht fürchten. Und mancher Handelskonzern in turbulenter See käme zurück in ruhiges Fahrwasser.

Artikel vom 20.11.2004