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Architekten wollen Baukünstler sein

Ortsgruppe OWL ist 100 Jahre alt - heute abend Feierstunde in Bielefeld

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Zum »Kampf gegen Pfuscher und Schmarotzer« schloss sich am 14. Mai 1904 in Minden ein »ehrsam Häuflein Baukünstler« in der Ortsgruppe des Bundes Deutscher Architekten zusammen. Mit etwas Verspätung feiert der BDA OWL heute abend in der Bielefelder Kunsthalle seinen runden Geburtstag.

Damals schauten sich die Gründerväter ehrfürchtig den Mindener Dom an - als Ansporn und als Beispiel für »volkstümliche deutsche Baukunst«, wie es in einem Zeitungsbericht heißt. 100 Jahre später planen Architekten Kirchen nur noch selten. Die Modernisierung des Immobilien-Bestandes bilde die Hauptaufgabe, sagte der Vorsitzende des BDA OWL, Rudolf Becker aus Paderborn, gestern dieser Zeitung. Ältere Gebäude würden auf die heutigen Bedürfnisse zugeschnitten und mit dem Ziel eines möglichst geringen Energieverbrauchs umgestaltet.
70 Architekten haben sich in den drei Ortsgruppen Bielefeld, Paderborn und Lippe-Detmold zusammengetan, um »die Qualität des Bauens und Planens zu fördern«. Die Frage danach, was wichtiger ist, Zweck oder Schönheit, beantwortet Becker so: »Die Form folgt der Funktion.« Damit sich Menschen zwischen Wänden wohl fühlen, arbeiteten Architekten heute viel stärker als früher mit Glas, Stahl und Holzbaustoffen. »Der Architekt muss gleichzeitig Bauphysiker sein«, betont Experte Becker.
Er bedauert, dass ein persönliches Verhältnis zwischen Architekt und Nutzer kaum noch zustandekommt. »Früher war der Verbraucher auch der Auftraggeber - das hat sich geändert. Der größte Teil der Ein- und Zweifamilienhäuser wird schlüsselfertig gebaut und als Kaufobjekt auf den Markt gebracht.« Deshalb seien Wohnungsbaugesellschaften und Investorengruppen die Ansprechpartner der Planer.
Die Veränderungen in der Vergangenheit und die Herausforderungen der Zukunft stehen im Mittelpunkt der Feierstunde für Mitglieder heute abend. Dazu haben sich Landesbauminister Michael Vesper und Regierungspräsident Andreas Wiebe angesagt. Die Kunsthalle wurde nicht zufällig als Ort gewählt. Rudolf Becker betont: »Architektur ist nach wie vor eine Kunstgattung.«

Artikel vom 18.11.2004