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Plötzlich war »Tannhäuser« heiser


Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Im Theater Mönchengladbach war am Sonntag abend nicht nur der Sänger sprachlos. Als am Ende des ersten Aktes von Richard Wagners »Tannhäuser« bei Roman Sadnik die Stimme total versagte, brach hinter der Bühne Hektik aus. Während der Aufführung Ersatz finden zu müssen, ist für jedes Haus ein Horror. Weil der mögliche Springer, der in einem anderen niederrheinischen Opernhaus bereits den »Tannhäuser« gegeben hatte, am selben Wochenende den Fidelio in Dortmund sang, konnte er nicht aushelfen.
Am Ende musste das Stück in Mönchengladbach trotzdem nicht abgebrochen werden. Im Foyer hielt sich zufällig der Tenor Ronald Carter auf. Der Regieassistent rief das ehemalige Ensemblemitglied über die Haussprechanalage aus. Obwohl er die Partie fünf Jahre lang nicht mehr gesungen hatte, sagte Carter zu und rettete die Aufführung. Während Carter seine Stimme beisteuerte, spielte der erkältete Sadnik die Rolle.
Anke Middeke vom Künstlerischen Betriebsbüro des Landestheaters Detmold sprach gestern von einem außergewöhnlichen Glücksfall: »Je seltener eine Rolle, desto schwieriger ist es, gleichwertigen Ersatz zu finden.« Wenn der »Tannhäuser« ausfalle, sei die Wagner-Oper eigentlich nicht mehr spielbar. Kultur

Artikel vom 16.11.2004