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»Ich konnte gar
nicht gewinnen«

»Kohlhaas« Klepitko zieht sich zurück

Gütersloh (cas). Dem »Michael Kohlhaas« des Gütersloher Fußballs war schon vorher klar: »Diesen Kampf kann ich nicht gewinnen.« Während aber Heinrich von Kleists gegen das vermeintliche Unrecht ankämpfende Romanfigur am Ende hingerichtet wurde, konnte sich Willi Klepitko einer persönlichen Bestrafung entziehen.

Denn der streitbare Funktionär legte schon vor sechs Wochen sein Amt als Obmann bei Aramäer Gütersloh nieder und kündigte zudem seine Mitgliedschaft im Verein auf. Dafür aber wurde sein Ex-Klub von der Bezirksspruchkammer kürzlich mit einer Ordnungsstrafe bedacht. »Für mich ist das Sippenhaft«, bedauert der ausgeschiedene Dalkestädter, den die Spruchkammer - wie schon mehrfach berichtet - wegen unsportlichem Verhalten belangen wollte. Doch Klepitko lehnte das für ihn nicht neutrale Sportgericht wegen Befangenheit ab und ließ zwei Termine platzen, bevor er sich ganz aus der Szene zurückzog.
Bereits mehr als ein Jahr lag Willi Klepitko im Dauerclinch mit dem Verband und insbesondere mit seinem Wiedenbrücker Intimfeind, Staffelleiter Norbert Flaskamp. »Ich bin der einzige, der sich gegen die Provinz-Fürsten im Fußball massiv aufgelehnt hat«, prangerte der Gütersloher Versicherungskaufmann mehrmals auch die in seinen Augen viel zu hohen Ordnungsstrafen an. Für Klepitko »modernes Raubrittertum« - zu Lasten der Vereine.
Von Anfang an, so versichert er frühere Obmann, habe er er bei seiner Auseinandersetzung mit den »Paragraphen-Reitern« die Rückendeckung des Aramäer-Klubs gehabt. »Sie haben mir auch meine Vorgehensweise nicht vorgeschrieben.« Der Streit mit Norbert Flaskamp spitzte sich zu. Die Telefongespräche zwischen beiden wurden immer lauter, bis man sich gar nichts mehr zu sagen hatte.
Dafür wurde Klepitkos Akte in Kaiserau immer dicker. Als der Gütersloher von der Bielefelder Bezirksspruchkammer zur dritten und letzten Verhandlung schriftlich vorgeladen wurde, brauchte man für die erhobenen Vorwürfe schon vier Seiten. Aus seiner Abneigung gegen die Spruchkammer-Mitglieder macht Klepitko keinen Hehl und fährt ein schweres verbales Geschütz auf: »Die sind so doof wie Bohnenstroh.«
Nur bei gleichen Waffen, so »Kohlhaas« Klepitko, hätte er seinen Kampf fortgeführt. Jetzt begnügt er sich damit, alle Vorgänge zu Papier zu bringen - das gesammelte Werk will er dann dem Deutschen Fußball-Bund zukommen lassen. Den zahlreichen Schulterklopfern (»Endlich hat einer mal den Mund aufgemacht«) steht Kleptiko eher skeptisch gegenüber. Denn: »Diese Feiglinge waren den ganzen Stress, den ich hatte, eigentlich nicht wert.«

Artikel vom 17.11.2004