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HSG plötzlich dick im Titelrennen

Handball-Häppchen: Trainer Wahl schließt weitere Einsätze als Spieler nicht aus

Kreis Gütersloh (cas). Am Wochenende sorgte die Handball-Familie Wahl für Schlagzeilen: Zusammen 18 Tore steuerten der Senior (Frank-Michael) und der Filius (Gordon) zum so wichtigen Sieg in Havixbeck bei. »Das ist kein Novum: Wir beide haben schon in Hessisch-Oldendorf ein paar Mal zusammengespielt«, berichtet der Trainer des Verbandsligisten HSG Gütersloh.

Frank-Michael Wahl reißt sich indes keineswegs darum, mit fast 50 Jahren noch auf dem Parkett zu stehen. »Doch ich hatte zuletzt das Gefühl, dass unserer Mannschaft Ruhe und Übersicht fehlten. Nur deshalb bin ich wieder aufgelaufen - weitere Einsätze will nicht ausschließen. Es kommt immer auf die Situation an«, erklärt der einstige Weltklassemann.
In diesen Tagen jedoch steht für die Familie Wahl der Sport weit hintenan. Der Grund: Die 16-jährige Tochter wurde als Beifahrerin in einen schweren Unfall verwickelt. »Zum Glück ist ihr nichts passiert, sie liegt aber mit einem schweren Schock im Krankenhaus. Jetzt hoffen wir nur, dass der Fahrer durchkommt - er befindet sich noch in Lebensgefahr«, sorgt sich der HSG-Coach.
Der Unfall geschah schon am Samstag, doch die Wahls wurden erst am Sonntagabend - nach der Partie in Havixbeck - informiert. »Hätten wir das vorher gewusst, wären Gordon und ich am Sonntag sicherlich nicht nach Havixbeck mitgefahren«, sinniert der Trainer.
Wegen des dramatischen Vorfalls ist auch die bevorstehende ZDF-Gala »Unsere Besten - Die Sportler des Jahrhunderts« für ihn in den Hintergrund getreten. Moderator Johannes B. Kerner wird am Freitagabend die 100 meistgenannten Sportler präsentieren. Ob auch der vorgeschlagene Frank Wahl dabei ist, das wusste der Hamelner bis gestern noch nicht.
Fakt ist dagegen, dass die vorübergehend schon fast abgeschriebene HSG plötzlich wieder dick im Meisterschaftsrennen ist - nur noch zwei Punkte trennen die Gütersloher von dem führenden Trio TSV Hahlen, TuS Jöllenbeck und Tura Bergkamen. Läuft da doch noch was, nachdem Wahl selber schon eine Kurskorrektur vorgenommen hatte? »Wir planen erstmal nur von Spiel zu Spiel. Optimistisch stimmt mich auf jeden Fall, dass wir am vergangenen Wochenende endlich unsere volle Leistung abgerufen haben«, freut sich Wahl jetzt schon auf den Heimhit am übernächsten Sonntag gegen den Tabellenführer Hahlen. »Eine echte Standortbestimmung!«
Doch vorher muss der heimische Verbandsligist noch im Kreispokal (2. Runde) antreten, trifft in Rietberg auf HSG Rietberg-Mastholte I und II sowie SV Herzebrock. »Alle Spieler fahren mit«, nimmt Frank-Michael Wahl selbst diese Veranstaltung ernst. Dagegen ist sein Verler Kollege froh, dass seinem Team der Kreispokal erspart bleibt. »Das ist doch ein uninteressanter Wettbewerb, auf den wir gut verzichten können«, sagt Trainer Manfred Meereis, der seinen Jungs lieber ein freies Wochenende gönnt.
Jetzt heißt es, Kräfte sammeln für das spannende Aufstiegsrennen in der Landesliga: Der TV Verl liegt nur noch einen Zähler hinter dem Spitzenreiter HSG Löhne-Obernbeck, der in Spradow die erste Saisonniederlage kassierte. Löhnes großes Handicap: Spielmacher und Oldie Dirk Kelle fällt mit einem Kreuzbandriss auf unbestimmte Zeit aus.
Die Verler freilich können personell aus dem Vollen schöpfen. Auch wenn sich beim Supersieg gegen Altenbeken bereits die erste Sieben abgezeichnet hat, so warnt Meereis: »Es gibt bei uns keine Freibriefe.« Das gilt ebenso für Matthias Lewerenz, der noch in Hannover an der Technischen Hochschule studiert und im nächsten Jahr sein Examen macht. In der dunken Jahreszeit reist »Matze« meistens mit dem Zug zum Training an - am Bielefelder Bahnhof wird er dann von Marco Perschke mit dem Auto abgeholt.

Artikel vom 17.11.2004