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Pointen mit Tempo bereiten Vergnügen

Wolfgang Spier und Co. brillierten in Brackwede mit Boulevard-Komödie »Eine gute Partie«

Mit tosendem Applaus dankte das Publikum der schwungvoll aufspielenden Darstellerriege um (v.l.) Wolfgang Spier, Gaby Gasser, Hans-Jürgen Schatz und Ralf Wolter für ihre mit viel Herzblut servierte Version von Stefan Vögels »Eine gute Partie«. Eine Pointe jagte die andere.

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Spritziges Boulevard-Theater vom Feinsten servierte das Tournee-Ensemble der Berliner Komödie am Kurfürstendamm Sonntag bei seinem Gastspiel in der ausverkauften Aula der Realschule Brackwede. Mit tosendem Applaus dankte das Publikum der schwungvoll aufspielenden Darstellerriege um Wolfgang Spier, Ralf Wolter und Gaby Gasser für ihre mit viel Herzblut servierte Version von Stefan Vögels »Eine gute Partie«. Nicht tiefgründig und überraschend, sondern eher oberflächlich und vorhersehbar gestaltete sich die Handlung der gezeigten Komödie. Dass das Publikum dennoch ein tempo- und pointenreiches Theatervergnügen mit Lachern am laufenden Band genießen konnte, verdankt es der grandiosen Umsetzung durch die munter agierenden Darsteller.
Speziell der 84-jährige Wolfgang Spier beeindruckte in seiner Rolle als kantiger, grantelnder Witwer Fred Kowinsky.
Geschickt gelang es dem notorischen Nörgler nämlich bei mit vor Selbstmitleid bebender Stimme servierten Hass-Tiraden gegen den Rest der Welt seinen weichen Kern zu verstecken. Bis Haushälterin Rosalinda (Gaby Gasser) in sein Leben tritt. Denn die schlagfertige Putzhilfe bietet dem Sturkopf Paroli.
Nicht nur das Chaos in Fred Kowinskys Wohnung bekommt die abgebrühte, selbstbewusste »Powerfrau« in den Griff. Auch das Leben des verbitterten Witwers stellt sie auf den Kopf, so dass sich dieser sogar in »seine Rosi« verliebt.
Fred Kowinskys Sohn Leonard (Hans-Jürgen Schatz) kann nicht verstehen, was in seinem Vater vorgeht. Er ist eifersüchtig. Denn während der langweilig-spießige Staubsaugervertreter zeitlebens vergeblich um die Anerkennung seines Vaters rang, erobert die Putzfrau dessen Herz im Sturm. Doch natürlich bleiben auch weitere Komplikationen nicht aus.
Denn Fred Kowinskys Freund Walter (Ralf Wolter) hat ebenfalls ein Auge auf Rosalinda geworfen. Doch nicht die »amourösen Anwandlungen« des sich herrlich tollpatschig-naiv gebenden Walter bringen die 37 Jahre währende Freundschaft zwischen ihm und Fred ins Wanken.
Vielmehr kommt unversehens heraus, dass Letzterer seinen Kameraden Walter fast vier Jahrzehnte lang bei den wöchentlichen Schachpartien übers Ohr gehauen hat. Eine Lebenslüge, die Fred - sich windend wie ein Aal - erst nach wortreichem Hin- und Her kleinmütig zugibt. Bevor sich die Akteure jedoch beim großen Finale gerührt in den Armen lagen, hatte noch Isabel Arlt als überfordertes Ersatz-Hausmädchen einen Mini-Auftritt. Überzeugend reihte sich die Nachwuchsschauspielerin dabei mit ihrer Leistung in den Reigen ihrer erfahrenen Kollegen ein. Alles in allem boten Wolfgang Spier, Ralf Wolter, Hans-Jürgen Schatz, Gaby Gasser und Isabel Arlt bei ihrem Gastspiel in Brackwede ein Boulevardtheater-Vergnügen, das keine Wünsche offen ließ.
Zu Recht spendete das Publikum deshalb lang anhaltenden Applaus.

Artikel vom 16.11.2004