16.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Haubentaucher


Die dunkle Halskrause und die gleichfarbige Haube helfen bei der Identifikation. Wer am Obersee spazieren geht und im Frühjahr einen Wasservogel mit diesen Kopf-Kennzeichen erkennt, hat einen balzenden Haubentaucher entdeckt. Zusammen mit der rotbraunen Färbung an den Kopfseiten, dem weißen Hals und dem braunen Rückengefieder ergibt sich das charakteristische Bild dieser Art. Außerhalb der Brutzeit präsentiert sich der Haubentaucher ohne gesträubte Hauben- und Halsfedern eher schlicht.
Seit Fertigstellung der künstlichen Seefläche in Bielefelds Norden im Jahr 1982 zählten Ornithologen über Jahre bis zu zwölf Paare. Mit zunehmender Verlandung und kleiner werdenden Wasserfläche schrumpfte der Lebensraum und damit auch der Brutbestand. Vier Paare wurden dort im Jahr 2003 noch gesehen. Darüber hinaus gibt es in Bielefeld nur noch vereinzelt Haubentaucher-Paare, beispielsweise auf den Rieselfeldern Windel in Senne.
Balzverhalten (Männchen schwimmt mit Nistmaterial auf das Weibchen zu), Nestbau (Pflanzenmaterial wird zu einer schwimmenden, an Uferpflanzen verankerten Plattform aufgeschichtet) und die Aufzucht der Jungen (die Kleinen mit schwarz-weiß gestreiften Köpfen erkunden »Huckepack« auf dem Rücken der Eltern die Umgebung) - diese Vogelart ist ein lohnendes Beobachtungsobjekt. Auch wenn sie sich von Fischen, Krebsen und Wasserinsekten ernähren, sind Haubentaucher doch keine Konkurrenz für die Angler. Denn der Haubentaucher bevorzugt bei der Jagd kleine Fische.
Auf 700 bis 900 Brutpaare wird der Bestand in Westfalen geschätzt - das bedeutet eine Verzehnfachung in den vergangenen 40 Jahren. Durch intensive Sand- und Kiesabgrabungen sind viele Gewässer entstanden, die der Haubentaucher als Brutgewässer nutzen kann. Die Fachleute stufen ihn in den Roten Listen nicht mehr als »gefährdet«, sondern in der Kategorie »von Naturschutzmaßnahmen abhängig« ein. Dies weist daraufhin, dass die Art auf die vom Menschenhand geschaffenen Baggerseen angewiesen ist und darauf, dass er auf ständige Störungen mit Abzug reagiert.
Am Obersee sind Haubentaucher bis auf die Wintermonate Januar und Februar ständig zu sehen. Die Frostzeiten verbringen die Vögel an nicht zufrierenden Gewässern im Süden Deutschlands - beispielsweise am Bodensee.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Donnerstag den Turmfalken

Artikel vom 16.11.2004