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Im Unfrieden nach vorne blicken

Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag - Erstmals mit Schülern

Von Sabine Schulze (Text und Foto)
Bielefeld (WB). In zahlreichen Veranstaltungen ist am gestrigen Volkstrauertag in Bielefeld an die Toten und Verfolgten der beiden Weltkriege erinnert worden. »Das Gedenken an die Opfer und das Leid ist eine Mahnung an die Opfer aller Kriege und jeder Gewalt«, sagte Hans-Jürgen Franz, Bezirksvorsteher von Bielefeld-Mitte, am Sonntagvormittag bei der zentralen Feier der Stadt am Ehrenmal auf dem Sennefriedhof.

Über das Gedenken hinaus, betonte er, habe der Tag heute einen neuen Sinn erhalten: »Die Ermutigung zum Frieden, die an die Jugend weiter gegeben werden soll.« Deshalb waren in diesem Jahr erstmals auch Schüler dabei: Karina Voß und Vanessa Broneske von der Hauptschule Heepen legten ebenfalls einen Kranz nieder und sprachen im Wechsel das Totengedenken.
Unruhe und Gewalt, mahnte in seiner Ansprache auch Pfarrer Waldemar Klatzka von der Liebfrauengemeinde, seien überall auf der Welt - vom Irak bis nach Tschetschenien; kein Tag in der Geschichte der Menschheit sei ohne Krieg und Streit vergangen. Flucht vor Gewalt und Vertreibung seien Alltag, täglich stürben Unschuldige. »Das bewegt, erschreckt und erschüttert.« Und dennoch: Auch in einer friedlosen, bedrohten Gegenwart müsse die Hoffnung auf zukünftigen Frieden bestehen bleiben, auch wenn die Gerechtigkeit mit Füßen getreten werde, müsse der Blick nach vorne gerichtet werden. »Als Gläubige haben wir die Aufgabe, eine schönere Zukunft zu bauen und für die Millionen, die umgekommen sind, zu beten.« Das Gebet, das Klatzka dann sprach, stammt aus der Feder eines Soldaten.
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Gemischten Chor »Die Leinweber« unter Leitung von Dr. Michael Hoyer. Er trug drei Choräle aus der Matthäus-Passion von Bach vor. Mitwirkende an dem Gedenken waren zudem die Bielefelder Schützengesellschaft, der Bund der Kriegsblinden Deutschlands, der Sozialverband Deutschlands, Volksbund der Kriegsgräberfürsorge, der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner, die Löschabteilungen West, Mitte und Ost der Freiwilligen Feuerwehr sowie Soldaten des Panzerartillerie-Batallions 215 in Augustdorf.
Eine zweite Gedenkfeier für die Toten der Heimatvertriebenen fand am Nachmittag am Vertriebenenmahnmal auf dem Sennefriedhof statt. Veranstalter war die Kreisvereinigung der ostdeutschen Landsmannschaften. Die Andacht hielt Pfarrer Dr. Christoph Flick, umrahmt wurde die Feier vom Bläserkreis der Neustädter Marienkirche.

Artikel vom 15.11.2004