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»Jeder Araber hat
eine verlorene Liebe«

Rafik Schami las aus seinem großen Roman


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Die dunkle Seite der Liebe« ist 864 Seiten stark und Schriftsteller Rafik Schami gibt zu: »Mein Verlag und ich - wir hatten Angst, dass ein so dickes Buch niemand kaufen würde.« Diese Angst ist unbegründet, denn der Roman steht inzwischen auf allen Bestsellerlisten, die vierte Auflage ist erschienen und Schami sagt. »Ich bin überglücklich.« Gestern Abend las er in der Thalia-Buchhandlung aus dem Buch, an dem er - mit Unterbrechungen - 25 Jahre gearbeitet hat. Er sei nicht Farid, betont Rafik Schami, aber »jeder Araber hat eine verlorene Liebe - ich auch.« Er schreibt von der Hoffnung auch in hoffnungslosen Momenten und betont: »Man lernt, elastisch zu sein. Und zäh.«
Er selbst hält die Abschiedsszene zwischen Farid und seinem Vater für die berührendste in seinem Roman, die erotischste Episode sei die Liebesnacht von Farid mit Leila, seiner Cousine. Rafik Schami schätzt starke Frauen - solche wie Leila. Und er ist überzeugt: »Gibt es eine Veränderung in der arabischen Gesellschaft, dann nur durch die Beteiligung der Frauen.« Seinen Roman hat er ebenfalls zwei Frauen gewidmet - seiner Mutter und seiner Frau.
Seine Romane sind in Syrien verboten, trotzdem habe er die Gewissheit, dass »Die dunkle Seite der Liebe« eines Tages auch in seiner Heimat gelesen werde. Rafik Schami: »Ich wünsche mir, dass die Leser dann sagen: 'Der Mann hat uns geliebt'.« Rafik Schamis Credo: »Entweder man nimmt Rücksicht, oder man ist ein Romancier Ich will mit Sicherheit kein Hofdichter sein.«

Artikel vom 13.11.2004