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Imageschaden: die Klosterpassage an der Ritterstraße. Foto: Büscher

Verein »Olymp« 
auf dem Rückzug

Erpresser wollten Disko übernehmen


Bielefeld (hz). Der Kampfsportverein »Olymp« mit Sitz in der Klosterpassage an der Ritterstraße - mutmaßliche Tarnorganisation rußlanddeutscher Krimineller für Schutzgelderpressung, Zuhälterei und Drogenhandel - ist offenbar auf dem Rückzug. Das mit Sportpokalen bestückte Vereinsschaufenster ist geräumt, das auffällige Werbeschild mit Vereinsnamen und -zielen wurde von der Klosterpassage entfernt.
Die verbliebenen »Olymp«-Verantwortlichen, die nach einer Kriporazzia in der Vorwoche nicht in Untersuchungshaft eingefahren sind, haben bis morgen Zeit, die Schlüssel für die angemieteten knapp 537 Quadratmeter großen Räume im ersten Stock der Klosterpassage zurück zu geben. Bereits Freitag war dem Verein von der Kurator Immobilien GmbH, die für die dreiköpfige Bauherrengemeinschaft Klosterplatz die Passage verwaltet, gekündigt worden.
Neben den Vorwürfen, in Machenschaften der organisierten Kriminalität verstrickt zu sein, waren Mietrückstände von etwa 25 000 Euro der Hauptgrund dafür, dass gegen den Verein die fristlose Kündigung erfolgte. Wie sowohl Passagen-Miteigentümer Franz-Jürgen Röttger, Rechtsanwalt in Bielefeld, als auch Kurator-Geschäftsführer André Führing bestätigten, sei »Olymp« nach dem Einzug Mitte März 2004 bis heute alle Monatsmieten schuldig geblieben. Ein gerichtliches Mahnverfahren sei eingeleitet, das Vermieter-Pfandrecht auf Vermögen aus den angemieteten Räumen ausgesprochen worden.
Offenbar wollten sich die russischstämmigen Schutzgelderpresser, die im Namen des Sportvereins »Spenden« bei Landsleuten eintrieben, noch eine weitere Tarnorganisation zulegen. Als die Kripo vergangene Woche drei Hauptverdächtige festnahm, standen die Kriminellen kurz davor, eine Disko in Melle (Niedersachsen) zu übernehmen.
Die »Olymp«-Affäre habe der zum Verkauf stehenden Klosterpassage einen Imageschaden zugefügt, so die Bilanz von Miteigentümer Röttger. Wie der Rechtsanwalt weiter erklärte, stehe man in Verhandlungen mit einem Kaufinteressenten. Von einem unmittelbar bevorstehenden Abschluss zu sprechen, sei jedoch zu früh.

Artikel vom 16.11.2004