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Zur Belohnung einen Kuss

Regionalliga: Arminia feiert Doppeltorschütze Gökhan Özdemir

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Diesen Kuss konnte er sich nicht verkneifen: Malte Schulze-Happe, Arminias stellvertretender Amateur-Torwart, war so außer sich vor Freude über das 3:1 gegen Werder Bremen, dass er Gökhan Özdemir mit einem Schmatzer auf die Wange überraschte. Wegen seiner zwei Tore hatte es sich Özdemir zweifellos verdient, von seinen Mitspielern geherzt zu werden.

So wie Özdemir guckte, war ein Kuss allerdings nicht unbedingt das, was er sich als Anerkennung für seinen Doppelpack gewünscht hatte. Doch im Überschwang der Glücksgefühle nahm der Deutsch-Türke auch diese eher ungewöhnliche Auszeichnung lächelnd hin. An diesem Tag konnte Özdemir rein gar nichts richtig schocken. Der 20-jährige Angreifer war einfach nur überglücklich, mit seinen Volltreffern Bielefelds schwarze Serie von sechs Spielen ohne Sieg beendet zu haben.






Es wäre allerdings viel zu einfach, diesen wahrhaft leidenschaftlichen Sieg des Kollektivs einzig und allein an Gökhan Özdemir festzumachen. Eine Halbzeit lang fiel der Ex-Bochumer nämlich so gut wie gar nicht auf. Und in der zweiten Halbzeit wurde er bei seinen Toren von Julian Loose (2:1, 69.) und Nils-Christian Schmidt (3:1, 84.) jeweils mustergültig in Szene gesetzt.
Bei der Suche nach Gründen für die Wende zum Guten wurde Özdemir bei Thomas von Heesen fündig: »Mit ihm gab es in der Woche ein super Gespräch. Er hat gesagt, dass wir die Stärksten sind. Das hat uns aufgebaut.« DSC-Trainer Maik Walpurgis klärte auf, dass Arminias Sport-Geschäftsführer auf die Amateurspieler zugegangen war, um ihnen Mut zuzusprechen. Walpurgis selbst hatte der Gesprächsrunde nicht beigewohnt, er hielt sich derweil zu Sichtungszwecken im Ruhrgebiet auf.
Die Partie gegen Werder Bremen fand auf keinem besonders hohen Niveau statt. Was für Bielefeld zählte, war jedoch auch nicht, ein hübsches Spielchen zu zeigen, sondern zu gewinnen. Der auffällig agile Ferhat Cerci hatte mit seiner hervorragenden Hereingabe von der linken Seite das Führungstor eingeleitet. Nutznießer war Julian Loose, der zum 1:0 vollendete.
Der Rückschlag folgte Sekunden nach Wiederbeginn. Es war Cerci, der sich von Werders Kapitän Björn Schierenbeck übertölpeln ließ, indem er beim Abspiel dem Bremer ans Bein schoss. Der Ball prallte in hohem Bogen Richtung DSC-Tor ab und fiel hinter dem verdutzten Ersatzschlussmann Malte Schulze-Happe ins Netz.
Ohne Chance war Werder zum 1:1 gekommen, ohne Chance blieben die biederen Gäste bis zum Schluss. Bremen erwies sich als dankbarer Aufbaugegner für die Ostwestfalen, strahlten die Norddeutschen doch keinerlei Siegeswillen aus. Anders Arminia: Hoch verdient kam der DSC in der 69. Minute zum 2:1. Die punktgenaue Flanke von Julian Loose köpfte der heransegelnde Gökhan Özdemir aus fünf Metern in die Maschen. Und setzte, dieses Mal gekonnt von Nils-Christian Schmidt in Szene gesetzt, auch noch das 3:1 drauf (85.).
DSC-Trainer Maik Walpurgis waren Freude und vor allem Erleichterung, vielleicht sogar Überraschung angesichts des Sieges anzumerken. »Ich habe mich nach dem Spiel gefühlt wie bei der Tour de France. Meine Hände sind jetzt noch ganz rot vom vielen Abklatschen«, sagte der Coach. Walpurgis war sogar so glücklich, dass ihn die Verletzungen von Manuel Meyer (Verdacht auf Zehenbruch) und Julian Loose (Sprunggelenk) kaum tangierten. An schlechte Nachrichten hat sich der Trainer in den letzten Wochen offenbar gewöhnt.

Artikel vom 15.11.2004