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Der verbogene Mylius

Regionalliga: HSG Bielefeld - VfL Gladbeck 32:32

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Bielefelder Freudentaumel: Mit der Schlusssirene narrte ein »verbogener« Christoph Mylius die Gladbecker Mauer, die sich auf Starcks Wurfgewalt konzentriert hatte, und setzte mit einem beherzten Seitdrehfallzieher den direkten Freiwurf zum 32:32 (16:20)-Endstand ins Netz - durch die Beine des verdatterten Keepers Michael Schmidt.

Vorher hatte die Schlafmützigkeit der Zeitnehmer für Diskussionsstoff gesorgt: HSG-Trainer Heiko Holtmann warf die grüne Auszeit-Karte auf den Tisch, doch zu seinem Unverständnis blieb der Pfiff der Zeitnehmer aus. So verwertete Marcinowski ungehindert seinen Gegenstoß zur 32:31-Führung. Die HSG-Proteste blieben indes nicht ganz unbelohnt: Der Schiri entschied auf zwei Sekunden Nachspielzeit, und die genügten Mylius. Eine zweifache Überzahl, sieben gegen fünf, brachte nur noch den besagten direkten Freiwurf - dann warfen sich alle »Roten« glücklich auf das jubelnde Schlitzohr »Mulle«.
Der hatte sich vorher mit seinem Kreisläuferkollegen Carl-Moritz Wagner auf dem linken Flügel abgelöst. Dramatisches Happyend einer Begegnung, die für die kleine HSG-Schar unter keinem guten Stern stand. Nachdem sich mit Johannes Schraps der einzige Linksaußen in der letzten Aktion des Abschlusstrainings das Knie verdreht hatte, konnte Heiko Holtmann bloß noch auf acht Feldspieler zurückgreifen. Die mussten stets einem Rückstand hinterherlaufen, über 4:8 (10.), 10:12 (19.), 13:16 (24.) bis zum 16:20. »Wir haben es nicht verstanden, unsere Deckung zu stellen, weder 6:0 noch 3:2:1«, monierte Holtmann hinterher. Calle Wagner meinte zerknirscht: »Wir haben ohne Biss verteidigt, zu wenig ausgeteilt«.
Das wandelte sich im zweiten Durchgang, nun mit Martin Timmer für Bastian Knop im Tor. Auch ein 18:23-Rückstand (34.) konnte die HSG nicht schocken. Über 21:23 (38., Mylius in Überzahl) stellte Lars Deppe in der 45. Minute den erstmaligen Gleichstand her, Michael Boy besorgte vom Siebenmeterpunkt die Führung (26:25, 47.). Volmer, Wagner, Boy und Starck vergaben jetzt die mögliche Zwei-Tore-Führung. »Das war teilweise überhastet«, ärgerte sich Heiko Holtmann.
Die HSG wusste auf jeden Ausgleich die richtige Antwort. Bis eineinhalb Minuten vor Schluss ausgerechnet Johann-David Starck, dem wunderschöne Treffer aus dem Rückraum gelangen, ein Fangfehler unterlief. Starck (»Ich will unbedingt noch bis Weihnachten spielen«) hatte wegen seiner Schulterprobleme übrigens Schmerzmittel eingenommen.
»Hut ab vor der Mannschaft, wie sie sich wieder rangekämpft hat«, lobte Holtmann die Einstellung. »Wir haben einen Punkt glücklich gewonnen«. Mit nunmehr 9:11 Zählern geht es in die folgenden drei Regionalliga-Auswärtsspiele.
HSG Bielefeld: Knop/Timmer - Glüer (n.e.), Mylius (4/1), Deppe (5), Volmer (2), Boy (9/5), Wagner (3), Gote (1), Starck (8).
Erfolgreichster Werfer für Gladbeck war Marcinowski (11).

Artikel vom 15.11.2004