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Bevölkerungsentwicklung beeinflussen

Projektgruppe soll Bielefeld auf Folgen der »Vergreisung« vorbereiten


Bielefeld (hu). Immer mehr ältere Menschen, immer weniger Kinder, »vergreiste« Stadtteile und Ortsteile, in denen hauptsächlich Menschen ausländischer Herkunft wohnen - die befürchteten Folgen der erwarteten Bevölkerungsentwicklung sind tiefgreifend.
Den demographischen Wandel jedoch nicht als unabwendbares Schreckensszenario zu begreifen, sondern die Entwicklung zu erkennen und zu steuern, das ist das Ziel eines Kongresses am 16. November in Bielefeld. Unter dem Titel »Die Zukunft hat schon begonnen« geht es um die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung und Möglichkeiten der Stadt, diese zu beeinflussen.
Denn die Folgen werden sich in fast allen Bereiche bemerkbar machen, erklärt Susanne Tatje, die als Verantwortliche für die Demographische Entwicklungsplanung der Stadt Bielefeld die Tagung ins Leben gerufen hat. »Der Anteil der älteren Menschen wird deutlich steigen, die Zahl der Migranten nimmt zu. Das berührt die medizinische Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten, die Integration von Ausländern, Wohnmöglichkeiten, Schulen und Kindergärten, die Verkehrsinfrastruktur und die Entwicklung der Arbeitswelt«, so Susanne Tatje.
In Teilen des Ruhrgebiets habe diese Entwicklung bereits eingesetzt. Zum Beispiel gebe es dort manche Stadtteile, in denen der Ausländeranteil bei 80 Prozent liege. In Bielefeld rechnet die Demographie-Beauftragte von 2015 an mit deutlich spürbaren Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung.
Aber auch hier gebe es bereits jetzt Stadtteile wie zum Beispiel die Sennestadt, wo überwiegend ältere Menschen leben, sagte Oberbürgermeister Eberhard David. Er betonte, dass es wichtig sei, die Entwicklung frühzeitig zu lenken. »Für die Integration von Ausländern ist zum Beispiel die Beherrschung der deutschen Sprache wichtig, das müssen wir fördern.« Als weitere Steuerungsmöglichkeiten nannte David die Wohnraum- und Baupolitik. »Ziel ist dabei eine Durchmischung der Stadtteile mit Menschen verschiedensten Alters«, so der Oberbürgermeister.
In Bielefeld, kündigte Susanne Tatje an, soll Ende November eine Projektgruppe mit dem Titel »Räume der Zukunft« die Arbeit aufnehmen. Mit am Tisch sitzen dann Vertreter von Einzelhandel, Baugenossenschaften, Stadtverwaltung, Wirtschaftsförderung, Bielefeld Marketing und Jugendhilfeträgern. Die Projektgruppe soll beraten, wie die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt am besten bewältigt werden kann. In Nordrhein-Westfalen, sagte Oberbürgermeister David, nehme Bielefeld damit eine Vorreiterrolle ein.

Artikel vom 15.11.2004