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Startkapital
für ein »echtes
Unternehmen«

Realschule gewinnt den 1. Preis

Von Ulrich Hohenhoff
Brackwede (WB). Ideen haben Brackwedes Realschüler viele, seit Jahren beschäftigen sie sich mit der Entwicklung von Unternehmenskonzepten, wurden schon mehrfach von ihrem Kooperationspartner Thyssen, der Stadtsparkasse und der Industrie-und Handelskammer (IHK) gelobt und ausgezeichnet.

Allein, es fehlte das Startkapital, um »ein echtes Unternehmen« auf die Beine zu stellen. Das kann sich jetzt ändern: Beim Wettbewerb »Schulen fördern Unternehmergeist« im Rahmen der Initiative »Go! to School!« des NRW-Wirtschafts-und Schulministeriums holte die Brackweder Realschule in der Sekundarstufe I den ersten Preis. Und der ist mit einem erheblichen Geldbetrag dotiert.
Am kommenden Montag, 15. November, reisen Schüler und Lehrer nach Düsseldorf, um ihr Projekt bei der Preisverleihung mit Wirtschafts-und Arbeitsminister Harald Schartau vorzustellen. Beworben hatten sich Schulen aus ganz Nordrhein-Westfalen. Eine Jury aus Wirtschafts- und Bildungsexperten wählte aus den zahlreichen Bewerbungen die Schulen mit dem stärksten Unternehmergeist aus. »Für uns kommt der Preis völlig unerwartet«, sagt Kirsten Siebert, unter deren Federführung die Wettbewerbsunterlagen zusammengestellt wurden.
Dabei war die Zeit äußerst knapp, denn erst kurz vor den Sommerferien erfuhren die Brackweder von der Ausschreibung. »Wir konnten zum Glück auf verschiedene Bausteine zurückgreifen, mussten das bisher Erarbeitete dokumentieren«, lobt Ulrike Kipker das Engagement von Schülern und Lehrern, die die schulinternen Unternehmenskonzepte, die für den Wettbewerb der Sparkassen und beim »Start up« - Projekt für den Wettbewerb aufbereiteten.
Eine erste kleine Schülerfirma ist bereits entstanden. In einem »Schreibwarengeschäft« können die Mädchen und Jungen ihren Büro- und Schulbedarfsartikel kaufen. Der Laden soll auf professionelle Beine gestellt werden. Die Rechtsform ist dabei noch nicht klar. »Im Augenblick haben wir nur Verkäufer, noch keine Unternehmer«, sagt Schulleiter Leopold Nikelski. Und ein weiteres Projekt ist schon in Planung: Ein Catering-Service erscheint den hauswirtschaftlich Interessierten als »lukrativer« Geschäftszweig. »Wir haben keine eigene Mensa, der Bedarf ist schon schulintern vorhanden«, meint Ulrike Kipker, die sich aber durchaus vorstellen kann, »dass der Catering-Service auch von Externen gern in Anspruch genommen wird«. Mögliche Gewinne aus beiden Geschäftszweigen könnten dem Förderverein zu Gute kommen.
Ökonomie wird an der Brackweder Realschule in der Schullaufbahn groß geschrieben, die Schüler gehen mit Begeisterung an die Projekte heran. »Aber die Schüler möchten die Themen nicht ausschließlich theoretisch behandeln, nicht nur denken, sondern auch arbeiten«, beschreibt Schulleiter Leopold Nikelski »den Traum von einer Schülerfirma«.
Der Praxisbezug wird auch in der Zusammenarbeit mit Kooperationspartner »ThyssenKrupp« groß geschrieben. Das Unternehmen ermutigt die jungen Leute, offizielle Bewerbungen für gewerbliche und kaufmännische Berufe zu schreiben, wertet die Unterlagen professionell aus, lobt die Stärken, weist auf Fehler hin. Der Eine oder Andere hat nach dem Realschulabschluss dann sogar schon einen Job in dem Unternehmen gefunden. »Wichtig ist für uns die Reaktion der Firma«, unterstreicht der Schulleiter den Praxisbezug, der sich auch in der Zusammenarbeit mit der IHK positiv bemerkbar mache.

Artikel vom 13.11.2004