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»Heutiges Steuersystem
ist legale Betrügerei«

Manfred Krohner sprach vor Brackweder CDU

Brackwede (ho). Besondere Ehrung für einen Mann, der in der Brackweder CDU als »Institution« gilt: der langjährige Vorsitzende und jetzige Ehrenvorsitzende des Stadtverbandes, Gerd Geller, wurde für 25 Jahre aktive Tätigkeit in der Bezirksvertretung ausgezeichnet.

Vorsitzender Carsten Krumhöfner überreichte dem verdienten Kommunalpolitiker anlässlich der Mitgliederversammlung im »Hotel Wiebracht« die Ehrenmedaille der CDU Deutschlands. Eine Auszeichnung, die im Bielefelder Raum erst wenigen CDU-Mitgliedern zuteil wurde.
Außergewöhnlich eine weitere Jubilarin: Für ihr »vorbildliches Engagement« bei Wahlkämpfen wurde Gertrud Langer geehrt. Die 75-jährige war »bei Wind und Wetter« unermüdlich unterwegs, hatte Flyer und Broschüren verteilt, für ihre Partei geworben. »Man muss eben kämpferisch sein in diesen Zeiten«, kommentierte die Wahlkampfhelferin ihren Einsatz. Und der hat sich gelohnt: Bei der Kommunalwahl erzielte die Brackweder CDU mit 40 Prozent ihr viertbestes Ergebnis, gewann alle Brackweder Direktwahlkreise. »Ein Ergebnis, das es früher nicht gegeben hat«, sagte Carsten Krumhöfner.
Steuerberater Manfred Krohner versuchte den Versammelten bei dem Mitgliedertreff dann »Steuern aus der Sicht der Bürger« zu verdeutlichen. »Eine Steuergesetzgebung, die kein Mensch mehr versteht, einfach narrenhaft« und »das, was heute geschieht, ist legale Betrügerei« warf der Finanzexperte dem Gesetzgeber vor. Die jetzige Steuergesetzgebung sei ungerecht, unsystematisch, chaotisch und bürgerfeindlich, habe trotz hoher »Änderungsgeschwindigkeiten« mit Relikten aus alten Zeiten nicht aufgeräumt.
Beispielsweise sei die Sektsteuer ursprünglich im Kaiserreich zur Finanzierung der Kriegsmarine eingeführt worden. »Die gibt es längst nicht mehr, geblieben aber ist die Steuer«. Derartige Unsinnigkeiten gebe es zuhauf, wobei Steuern niemals zweckgebunden seien, sondern ausschließlich der Einnahmevermehrung dienten. »Wie dann was und an wen verteilt wird, ist Sache der Politik«.
Krohner wetterte gegen die Behauptung, dass untere Einkommensgruppen mit ihren Steuern überproportional zum Steueraufkommen beitrügen. »Das Gegenteil ist der Fall. Einkommensstärkere tragen prozentual eine größere Steuerlast«. Der Steuerfachmann kritisierte zudem das komplizierte Steuerrecht, das mit immer neuen Gesetzen, tausenden von Urteilen und hunderttausenden Ausführungsvorschriften immer undurchschaubarer werde. Krohner: »Wenn es keine Steuerberater gäbe, könnten die Finanzämter dicht machten, die blicken oft selbst nicht mehr durch, können das Volumen nicht schaffen«.

Artikel vom 12.11.2004