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Brunnen hinters
Licht geführt

Germeta investierte in »Petcycle«

Von Jürgen Vahle
Warburg (WB). Große Mineralbrunnen in der Region sind sauer auf Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen). Mit Beschluss vom 3. November entschied die Regierung auf Vorschlag von Trittin, dass alle so genannten Insellösungen beim Flaschenpfand abgeschafft werden.

Wird dieser Novellierung der Verpackungsordnung auch im Bundestag und Bundesrat zugestimmt, wäre das für mehr als 110 Betriebe der Getränkeindustrie mit enormen Kosten verbunden. Maschinen müssten mit hohem Kostenaufwand umgerüstet und neues Leergut müsste gekauft werden - eine Millioneninvestition. Betroffen wären zum Beispiel Carolinen (Bielefeld), Christinen (Gütersloh) sowie das Warburger Unternehmen Germeta.
Sie alle setzten beim Leergut und beim Maschinenpark auf »Petcycle«. Dabei handelt es sich um einen geschlossenen Stoffkreislauf. Auf die Kisten mit leichten PET-Flaschen wird ein Pfand erhoben. Das Leergut kann an vielen Stellen in ganz Deutschland abgegeben werden. Die Plastikflaschen werden wieder eingeschmolzen und zu Granulat zerkleinert. Daraus werden neue Rohlinge für neue Flaschen hergestellt.
»Eine öklogisch sinnvolle Geschichte und zudem ein offenes System, an dem sich jedes Unternehmen beteiligen kann«, lobt Thomas Grah, Geschäftsführer der Heil- und Mineralquellen Germeta. Die Öko-Bilanz sei ähnlich gut wie bei Glas. 99 Prozent der Flaschen wanderten zur Wiederaufbereitung zurück.
Die Novellierung soll eigentlich Discountern verbieten, dass in ihren Märkten gekaufte Flaschen nur dort abgegeben werden können. An dieser Stelle sind die Planungen Trittins für Grah inkonsequent. Noch vor einem Jahr habe der Bundesumweltminister schriftlich mitgeteilt, dass Petcycle die einzige Insellösung sei, die auch bei einer Gesetzesänderung anerkannt werde.
Der Warburger Betrieb würde durch Trittins Rückzieher besonders hart in Mittleidenschaft gezogen. Er hat erst vor einigen Monaten in eine 15 Millionen Euro teure neue Abfüllanlage und entsprechende Lagerhallen investiert. Die nagelneuen Maschinen könnten nur mit hohem Kostenaufwand auf das alternative System der Genossenschaft deutscher Brunnen (eine Plastik-Mehrwegflasche) umgestellt werden.
Zudem befürchtet Grah, dass es zu einer Versorgungslücke mit Mineralwässer und Fruchtgetränken in Deutschland kommen wird, wenn »Petcycle«-Flaschen ganz aus dem Verkehr gezogen würden. Denn in einem heißen Sommer - wie im Jahr 2002 - reichten die Kapazitäten der gängigen Mehrwegsysteme in Glas und Plastik einfach nicht aus, um die Bevölkerung zu versorgen.

Artikel vom 12.11.2004