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Altstadt-Pflaster soll jetzt doch aus Naturstein sein

Elf-Tage-Frist für Angebot, das im Kostenrahmen liegt


Bielefeld (bp). Gestern Abend bissen die Kunststein-Befürworter für das Altstadt-Pflaster buchstäblich auf Granit: Gegen 13 Neinstimmen beschloss der Rat, Naturstein (eben Granit) ausschreiben zu lassen.
Die drei günstigsten Bieter des ersten, aufgehobenen Vergabeverfahrens können Angebote abgeben. Passen die nicht in den Kostenrahmen, soll der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss in elf Tagen keine Natur- sondern Kunststeine ausschreiben. Die hatte sich die Lenkungsgruppe Altstadt-Sanierung gestern Vormittag auf dem Bauhof angesehen - dort hielt Planungsdezernent Gregor Moss noch einmal ein flammendes Plädoyer zu Gunsten eines Natursteins.
Im Rat verhehlte Moss nicht, dass ein Kunststein (»Ich sage lieber Betonstein«) um rund 40 Euro günstiger sei als ein Granit. Dafür werde aber auch abgespeckt (das WB berichtete): Weniger Flächen werden gepflastert, die Materialstärke wird reduziert. Der Beigeordnete: »Allein dadurch sparen wir 4000 Tonnen Steine.« Als er ausführt, dass die drei Firmen, die zur Angebotsabgabe aufgefordert werden, aus Bielefeld oder der unmittelbaren Umgebung kämen, meinte Kunststein-Befürworterin Dr. Inge Schulze (Grüne): »Herr Moss, jetzt fahren Sie schweres Geschütz auf.« Dennoch sei Granit aus dem fernen China »mit Risiko behaftet«. Zumal, so Inge Schulze, »zu einem ansprechenden Ambiente mehr gehört als ein neues Pflaster«. Sie kritisierte, dass erst jetzt von der Verwaltung Einsparungsvorschläge gekommen seien: »Vorher wurde offenbar aus dem Vollen geschöpft.« Georg Fortmeier (SPD) erklärte, seine Fraktion stimme für den Granit; man wolle »kein Material aus dem Baumarkt« für die Altstadt. Er forderte jedoch, dass die Stadt nicht auf die Erstattung der Bauverwaltungskosten - etwa 220 000 Euro - verzichten dürfe, dieser Betrag solle »durch andere Maßnahmen kompensiert« werden. Gemunkelt wurde, man wolle dafür auf die Gossenspülung verzichten - es sei denn, sie werde komplett durch einen Sponsor finanziert. Enno Linkmeyer (Bürgernähe) nannte Osnabrück als negatives Beispiel für Pflaster aus chinesischem Granit. Linkmeyer: »Nach zwei Jahren wird dort schon repariert - und die Steine im selben Farbspiel können nicht mehr beschafft worden. Ralf Nettelstroth (CDU) sprach von einem schwierigen Weg, aber: »Die Altstadt hat Originalität verdient.« Moss: »Das Wichtigste sind Termin- und Kostentreue.«

Artikel vom 12.11.2004