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Gefühlswelt in Form und Farbe

Ausstellung »Blau ist Grün, siehste« eröffnet im Künstlerhaus Lydda

Bielefeld (ik). »Wenn ich male, ist die Welt schön.« Diese Feststellung einer Teilnehmerin ist Sabine Feldwieser besonders in Erinnerung geblieben. »Das sind die Lichtblicke im Arbeitsalltag«, sagt die Psychologin und Kunsttherapeutin. Zu sehen sind die Bilder von behinderten Menschen von heute an bis Dienstag, 23. November, und vom 5. bis 29. Januar 2005, jeweils Mittwoch bis Samstag von 15 bis 18 Uhr im Maraweg 15.

24 geistig behinderte Menschen aus den Häusern Jabbok, Patmos, Mamre und Siloah haben zehn Monate lang an einem vom Künstlerhaus Lydda ausgerichteten Kunstprojekt teilgenommen. Sie haben zusammen mit den Betreuern ihre Gefühlswelt umgesetzt in Farbe, Form und Zeichnung. Herausgekommen sind an die 500 Bilder, jedes so individuell wie sein Maler selbst.
Auch der Titel der Ausstellung ist das Zitat einer Teilnehmerin: »Blau ist Grün, siehste?« hatte sie freudig ausgerufen. Für Sabine Feldwieser drückt dieser Satz eine Menge aus: »Durch das Malen entwickeln diese Menschen Selbstbewusstsein. Können Freude zeigen und ihre eigene Wirksamkeit erleben«. Für die Teilnehmer waren die vergangenen zehn Monate eine ganz neue Erfahrung: »Viele kannten es gar nicht, auf einer Fläche zu malen, die größer ist als DIN A3. Und auch flüssige Farbe hatten sie bis dahin noch nicht kennen gelernt«, sagt Willi Kemper, Leiter des Künstlerhauses und Verantwortlicher des Projekts.
»Eine größere Fläche bedeutet auch, dass man sich mehr öffnen kann, sogar Bewegungen können auf das Blatt übertragen werden.« Das habe eine Menge ausgelöst bei den Künstlern. »Es lassen sich ganz klar Entwicklungen feststellen«, erklärt Kemper. »Plötzlich werden Prozesse alleine gesteuert. Menschen, die sonst keine Sprache haben, können sich durch Farben und Formen ausdrücken. Und für viele ist es einfach ein unglaublich entspannendes Ereignis.«
Die Ausstellung »Blau ist Grün, siehste?« wird heute um 19 Uhr eröffnet. Musikalisch untermalt wird die Vernissage durch Théophile Bonhert, der nur mit einem Kontrabass und seiner Stimme die Werke auch musikalisch umsetzen wird.

Artikel vom 12.11.2004