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Das Anwesen ist über eine schmale Straße von der Windelsbleicher Straße aus zu erreichen. Ein großes Hinweisschild weist den richtigen Weg.

Kinder können nicht rückwärts hüpfen

Heilpädagogische Hilfe mit logopädischer Praxis bietet Frühförderung jetzt »in einer Hand«

Von Paul Siegfried Schulz
Brackwede (WB). Die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung eines Kindes von größter Bedeutung. Doch leider nimmt die Zahl der Kinder zu, die Entwicklungsstörungen haben und einer Frühförderung bedürfen. Die bietet seit 1996 die »Heilpädagogische Kinderhilfe und mehrmediale Therapie« in ihren Räumen an der Windelsbleicher Straße 137 an.

Dort wurde jetzt das Prinzip »alle Hilfsangebote in einer Hand« vervollständigt. Die Diplom-Pädagogin Gertraudis Aul hat dort ihre Logopädische Praxis eröffnet.
Damit umfasst das Angebot der Einrichtung, deren Markenzeichen nach außen zwei rote Mariechenkäfer sind, den gesamten Bereich der kindlichen Frühförderung über Psychologie, Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Heilpädagogik, Physiotherapie, Ergotherapie, Motopädie, sensorische Integrationstherapie bis hin zur Sprachförderung/Logopädie.
»Ein wesentlicher Schritt hin zu der interdisziplinären Frühförderung,« freut sich Dr. Stefan Balke über dieses neue Angebot. »Eltern brauchen jetzt nicht unterschiedliche Stellen an unterschiedlichen Orten aufsuchen, sondern haben bei uns alles in einer Hand.«
Was einen weiteren großen Vorteil biete. Oftmals stelle sich nämlich heraus, dass mehrere Bereiche gefördert werden müssen. Dass etwa eine Sprachstörung mit Bewegungsstörungen einher gehe, also zwei Therapien notwendig werden. In solchen Fällen können sich die beteiligten Therapeuten austauschen, ein Gesamtkonzept erstellen.
Dr. Balke, Psychologe, ist Leiter der Einrichtung, die von dem Verein Heilpädagogischen Kinderhilfe und mehrmediale Therapie getragen wird. Dessen Vorsitzende ist die Diplom-Sozialarbeiterin Berta Margarete Huldt, die einst mit einem »Babyhotel« ihre Arbeit im Bereich der Frühförderung aufnahm. Heute sind in der Einrichtung zehn Fachkräfte beschäftigt.
Und die werden bitter benötigt. Denn, so Berta Margarete Huldt, die Zahl der Kinder, die eine Frühförderung benötigen, steige ständig und stark. Auf allen Gebieten, sagt sie. Da kommen Kinder, die können nicht auf einem Bein stehen. Oder rückwärts laufen oder hüpfen. Hinzu kämen Bewegungsmängel und sich häufende Sprachmängel.
Die Ursache dafür sind die Sozialarbeiterin unter anderem in einem veränderten Verhältnis zwischen Mutter und Kind. Früher, führt sie als Beispiel an, als es noch keine Wegwerfwindeln gab, da wurde der Wickelvorgang zu einer wirklichen Begegnung zwischen Mutter und Kind mit Augenkontakt. Die Mutter konnte dabei Laute formen, die das Kleinkind versuchte nachzuahmen. eine erste Phase des Sprechenlernens.
Heute jedoch würden die Wegwerfwindeln vielfach ganz schnell im Stehen gewechselt: Hose runter, alte Windel ab, neue angezogen - fertig. Der Mutter-Kind-Kontakt sei auf ein Minimum reduziert. Und reduziert werde dieser Augenkontakt, den sie für sehr wichtig im frühen Stadium hält, auch durch moderne Kinderwagen. Da würden die Kinder nach vorne schauen, die Mutter - oder auch der Vater - liefe hinterher, ohne Blickkontakt. »Keine gute Entwicklung,« ist sie besorgt.
Übrigens: Eltern entstehen bei der Frühförderung keine Kosten, wenn eine ärztliche Überweisung vorliegt. Die Heilpädagogische Kinderhilfe wird durch die öffentliche Hand finanziert.
Mit der Logopädischen Praxis ist eine weitere Neuerung hinzugekommen. Die steht nicht nur Kleinkindern und Kindern im Vorschulalter offen, sondern auch älteren Kindern, Jugendlichen und - wenn es notwendig ist - sogar Erwachsenen.
Zu erreichen ist die Frühförderung an der Windelsbleicher Straße 137, 33647 Bielefeld, unter Telefon 0521/40 20 85 (Fax 0521/40 20 84) oder per E-Mail info@hkumt.de
Die Bürozeiten sind montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr. Sprechstunden sind nach Vereinbarung möglich, außerhalb der Bürozeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet.
Übrigens: Die Fachkräfte der Heilpädagogischen Kinderhilfe kommen auch ins Haus. Weitere Informationen gibt es im Internet:
www.hkumt.de

Artikel vom 11.11.2004