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Die Aktie für den guten Zweck

Ausstellung von Wertpapieren in der Bibliothek der Fachhochschule


Bielefeld (sas). Dass Kunst und Kapital sich segensreich zusammenfinden können, zeigt seit Mittwoch eine Aktien-Ausstellung in der Fachhochschule. Zugleich wird das neueste kunstvoll gestaltete Wertpapier der Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld vorgestellt. Der Erlös aus ihrem Verkauf kommt der FH-Bibliothek zugute.
Vor fünf Jahren wurde die Sozial-Aktien-Gesellschaft gegründet. Ihr Unternehmensziel, so Vorstand Franz Schaible: Das Erschließen von Geldquellen für den gemeinnützigen Bereich - egal, ob Tierschutz, Soziales oder eben eine Bibliothek. Die Gesellschaft bringt Wertpapiere (für beispielsweise fünf, 30, 50 oder gar 750 Euro Nennwert) heraus, für die der Aktionär keine Dividende erhält: Er gibt vielmehr dauerhaft sein Geld, erhält als Dank eine von einem Künstler gestaltete Aktie (in einer Auflage von bis zu 500 Exemplaren) und finanziert aus dem Jahresüberschuss gemeinnützige Einrichtungen.
In der Bibliothek des Fachbereichs Gestaltung der FH sind nun bis zum 28. Februar einige Originale sowie Künstler-Aktien - von Biene Feld, Markus Baldegger oder Marek Bieganik - ausgestellt. Vertreten sind dabei auch Kunstschaffende, die an der FH gelehrt oder studiert haben: Gottfried Jäger, Karl-Martin Holzhäuser oder Gereon Inger. »Die Begegnung mit realer Kunst ist für die Studenten eine Bereicherung, sie erleben die Wirkung des Originals«, sagt Prof. Andreas Beaugrand.
Mit der Ausstellung wird zugleich die neueste Aktie der Sozial-AG vorgestellt: Sie zeigt ein farbenprächtiges Blatt aus einer Mappe des französischen Art Nouveau-Künstlers Eugene Alain Seguy mit farbintensiven dekorativen Pflanzenmotiven. Ein Euro beträgt der Nennwert der Aktie, 15 Euro kostet sie den Aktionär: Vier Euro gehen an die Druckerei, ein Euro fließt ins Kapital der Aktien-Gesellschaft, und - das ist eine Premiere - zehn Euro sind eine direkte Spende für die FH.
Wofür das Geld ausgegeben wird, steht fest: Es kommt der FH-Bibliothek zugute. »Wir haben hier unter unseren alten Schätzen einige, die dringend restauriert werden müssen«, sagt Bibliotheksleiterin Dr. Antje Kellersohn: wertvolle Bücher von 1565, die auseinander zu fallen drohen. Sie stammen aus dem Bestand der einstigen Werkkunstschule.
Auch die sehr seltene Seguy-Mappe, aus der das Motiv der neuen Aktie entnommen ist, stammt aus den alten Werkkunstschul-Beständen und befindet sich heute im Besitz der FH. Wenn die erste Auflage von 100 Aktien aus dem Primavera-Album verkauft sind, wird nachgelegt: »Dann soll eine neue Auflage mit neuem Motiv folgen«, sind sich Kellersohn und Beaugrand einig.

Artikel vom 12.11.2004