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Triathlet aus dem »Schlachthof«

Oliver Schöpff hilft HSG auf die Beine: »Noch ein Remis - Rest gewinnen«

Gütersloh (dh). Als Oliver Schöpff vor exakt einer Woche beim Training der HSG Gütersloh aufkreuzte, wusste nicht einmal Frank-Michael Wahl vom Comeback des 32-Jährigen. »Ich wollte mal wieder einen Ball in die Hand nehmen. Außerdem hat mich die Aufgabe gereizt. Denn nach 6:6 Punkten habe ich mich schon gefragt: Was ist da los?«, packte der Rückraum-Riese spontan seine Sporttasche und fuhr nach Gütersloh.

Nur drei Tage später stand Schöpff wieder in einem Meisterschaftsspiel auf der Platte und verhalf der HSG zum 25:24-Sieg über den TV Beckum. Seine Sprunggelenksverletzung ist abgeklungen, doch die Verschleißerscheinungen sind natürlich weiterhin existent. »Der Knöchel sieht auf dem Röntgenbild ganz schön heftig aus. Aber nach so vielen Jahren der Belastung ist es normal, dass die Gelenke Schaden nehmen«, hat sich der Halblinke mit den gesundheitlichen Folgen des Handballsports abgefunden, der nach Rücksprache mit diversen Sportmedizinern das Ballspiel jedoch nicht komplett aufgeben muss: »Einmal pro Woche Training ist okay. Und wenn der Coach möchte, dass ich am Wochenende spiele, dann mache ich das auch.« Einzige Einschränkung: Die Aufgaben bei der HSG dürfen nicht mit seinem beruflichen Terminkalender kollidieren. Seit dem 1. Juni ist Oliver Schöpff Geschäftsführer der traditionsreichen Bielefelder Gaststätte »Schlachthof«.
Dennoch plant »der Lange« bereits die Karriere nach der Karriere. Da sich Schöpff zwischenzeitlich mit Laufen und Radfahren fit hielt, hat »Oli« Gefallen am Triathlon gefunden. »Im kommenden Sommer werde ich mich mal an eine Kurzstrecke heranwagen«, verrät Schöpff. Nur eine Disziplin bereitet ihm noch Kummer: »Beim Schwimmen tue ich mich schwer. Da bin ich froh, wenn ich aus dem Becken klettern darf.«
Mit der HSG hat der Familienvater ebenfalls noch Großes vor. »Wir müssen sehen, dass wir die Hinrunde einigermaßen überstehen. Vielleicht noch ein Remis, den Rest müssen wir gewinnen«, traut der Routinier seinem Team noch einiges zu: »Es ist immer schwierig, mit einer komplett neuen Truppe sofort Erfolg zu haben. Man braucht einfach zehn Spiele, um sich zu finden. Die Verunsicherung am Anfang ist nichts ungewöhnliches, denn es gibt zu Beginn ja keine verlässlichen Faktoren.« Den größten Unterschied zum Vorjahr hat Schöpff übrigens sofort erkannt. »Die Einstellung zum Abwehrverhalten ist eine andere. Ich habe am Sonntag zunächst nicht gespürt, dass jemand bereit dazu war, sich auch mal weh zu tun«, verlangt Oliver Schöpff vor allem mehr Kampf - eine Tugend die er eventuell selbst mal einer Mannschaft einimpfen wird: »Ich könnte mir schon vorstellen, irgendwann Trainer zu werden.«

Artikel vom 11.11.2004