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»Arbeitsplätze in Gefahr«

Chemieindustrie gegen geplante EU-Verordnung

Von Hendrik Uffmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Die Unternehmen der Chemieindustrie in Ostwestfalen-Lippe befürchten hohe zusätzliche Kosten und den Verlust von Arbeitsplätzen, falls die geplante europäische Verordnung zur Registrierung und Zulassung chemischer Stoffe »Reach« in der derzeitigen Form umgesetzt wird.

Gestern unterstrichen die Geschäftsführer mehrerer Unternehmen in Bielefeld ihre Bedenken gegen die Verordnung.
»Nicht nur die Unternehmen der chemischen Industrie, auch die Autozulieferer, Hersteller von Lacken, Metallbearbeitungsbetriebe und Firmen des Textilgewerbes, fast alle produzierende Unternehmen sind betroffen«, sagte Ulrich Tepper, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen.
Die »Reach«-Verordnung (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) sieht derzeit vor, dass jeder chemische Stoff, der verwendet wird, auf seine Unbedenklichkeit getestet und registriert wird.
Durch dieses aufwändige Verfahren, so die Sorge der Firmen, seien für die großen Chemikalienhersteller manche Produkte nicht mehr lukrativ. »Als Folge müssten wir sie selbst registrieren lassen, was aber für unsere mittelständischen Firmen nicht bezahlbar ist«, sagte Dr. Jürgen Stockmeier, Inhaber der (Stockmeier Chemie GmbH & Co KG.
Besonders kritisierte Stockmeier, dass jedes Unternehmen denselben Stoff eigens registrieren lassen muss - ein Verfahren, das zwischen 40 000 Euro und einem Millionenbetrag kosten kann, so Dr. Sebastian Meyer-Stork, Geschäftsführer des Textilveredlers Windel.
Für viele Betriebe bedeute dies, dass Arbeitsplätze abgebaut werden müssten. Rainer Goldmann, Geschäftsführer des Chemikalienhändlers S. Goldmann GmbH & Co KG, erklärte: »Wenn die Verordnung in Kraft tritt, müssten wir unsere Firma mit 55 Mitarbeitern schließen.«

Artikel vom 10.11.2004