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Letzte Ruhe an historischem Ort

Bielefelder Friedhofsverwaltung vermittelt Grabmalpatenschaften

Von Michael Schläger und
Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Ausgedehnte Familiengrabplätze mit prunkvollen Monumenten und aufwändigen Einfassungen machen das Erscheinungsbild von Bielefelds ältestem Friedhof, dem Johannisfriedhof, aus. Doch eine Reihe der alten Gräber sind nicht mehr belegt, ihre Grabsteine bleiben als Zeugen längst vergangener Zeiten zurück.

Die Abteilung Friedhöfe im städtischen Umweltbetrieb versucht jetzt Grabmalpatenschaften zu vermitteln. Auf diese Weise sollen die Grabsteine erhalten bleiben.
Eine trauernde Maria-Magadalena unter dem Kreuz zeigt das frühere Grabmal der Familie Upmann, die im 19. Jahrhundert durch den Tabakhandel zu Reichtum gekommen war. Die Grabstätte von Dr. Julius Upmann und seiner Frau Maria auf dem Johannisfriedhof gehört zu denen, für die Bürger eine Patenschaft übernehmen können.
»Paten können sich dafür entscheiden, sich ausschließlich um die Restaurierung zu kümmern. Die Gräber können aber auch für eine spätere Beisetzung genutzt werden«, erläutert Friederike Hennen, Leiterin der Abteilung Friedhöfe, die Grundidee. Die Grabsteine werden kostenlos überlassen, das Nutzungsrecht kann zu den üblichen Friedhofsgebühren erworben werden.
Auf dem Johannisfriedhof gibt es neun unter Denkmalschutz stehende und 30 erhaltenswerte Grabmäler, die für Patenschaften zur Verfügung stehen. Auf dem Sennefriedhof sind es 40 erhaltenswerte Gräber.
»Wir haben bisher erst eine Patenschaft vergeben«, berichtet Hennen. Bei den regelmäßig auf dem Johannisfriedhof angebotenen Rundgängen erkundigen sich aber viele Teilnehmer nach der neuen Möglichkeit. Oft sind die Beweggründe kulturhistorischer Art. Aber auch die Suche nach einer angemessenen letzten Ruhestätte leitet den ein oder anderen.
Freunde errichteten 1922 einen Grabstein auf dem Grab des 1913 verstorbene Pfarrers der evangelisch-reformierten Gemeinde. Auch dieses Grab steht heute für eine Patenschaft zur Verfügung. Ebenso die Grabstelle eines Zweiges der bekannten Familie Bielefelder Kaufmannsfamilie Crüwell.
Angedacht ist, das Angebot auch auf weitere städtische Friedhöfe auszudehnen. Mit den Paten wird jeweils ein Patenschaftsvertrag geschlossen, in dem geregelt ist, dass sie die Verkehrssicherungspflichten und notwendige Restaurierungsarbeiten übernehmen. Wird das Grab selbst genutzt, kann dort ein so genanntes Grabkissen angebracht werden, ein Stein mit einer Platte, in der der eigene Familienname eingearbeitet ist.
Interessenten an einer Grabmalpatenschaft können bei der Abteilung Friedhöfe des Umweltbetriebes, Tel. 0521/51-5562, melden. Dort kann eine bebilderte Grabmalaufstellung eingesehen werden.

Artikel vom 13.11.2004