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Als in Bielefeld die
Synagoge brannte

Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht

Bielefeld (MiS). »Auch bei uns in Bielefeld brannte die Synagoge, es wurden jüdische Mitbürger misshandelt und verschleppt«, erinnerte Oberbürgermeister Eberhard David gestern im Ratssaal an die Pogromnacht am 9. November 1938. Vor dem Gedenkstein der Synagoge an der Turnerstraße hatten sich zuvor rund hundert Menschen versammelt.

Paul Yuval Adam, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde, betete das Kaddisch, das jüdische Gebet für Verstorbene. Dann zogen die die Teilnehmer schweigend über Friedrich-Verleger-Straße und Jahnplatz zum Rathaus.
»Nur mit Trauer und Entsetzen können wir heute auf das blicken, was Menschen, die seit Jahrhunderten in Deutschland lebten, angetan wurde, nur weil sie Juden waren«, sagte David in seiner Ansprache. Hetzparolen von Neonazis zögen immer noch ihre Kreise und fänden erschreckenderweise nicht zuletzt bei jungen Menschen Anklang, erklärte David weiter. Deshalb dürfe nicht nachgelassen werden, für Freiheit und Toleranz, Demokratie und Menschenrechte einzutreten.
Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 9c der Brodhagenschule hatten sich im Vorfeld des Gedenktages mit der »Reichskristallnacht« auseinandergesetzt und trugen den Wortbeitrag »Sie mussten sterben, weil sie geboren wurden -Ê Kinder sprechen für Kinder« vor. Ihre beklemmende Spurensuche hatte sie zu dem Schicksal eines jungen Mädchens geführt, das sterben musste, weil sie jüdischen Glaubens war. Jugendliche der Gesamtschule Schildesche präsentierten eine Ausstellung, in der sie ihre Eindrücke eines Besuchs im Konzentrationslager Buchenwald aufarbeiteten.
Dass junge Leute sich mit der Thematik auseinandersetzen, ist das Ziel der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die die jährliche Gedenkveranstaltung in Bielefeld organisiert. Die Gedenkfeier im Ratssaal war umrahmt von einem jiddischen Lied und einem polnischen Kinderlied, die von Jemina Widmann (Gesang) und Karin Lukin (Klavier) vorgetragen wurden.

Artikel vom 10.11.2004