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Dauertraining für
die Lachmuskeln

Komödie »Glaubersalz zum Nachtisch«

Von Heike Dahlen (Text und Foto)
Brake (WB). Was macht »Mann«, wenn ihn die holde Ehefrau »ohne zu fragen« einfach in eine Fastenklinik schleppt, um dort im trauten Familienkreis zu entschlacken? Zumindest wer Amadeus Motzer heißt, macht in einer solchen Situation seinem Namen alle EhreƉ

Es war ein herrlicher Spaß, den die Hobby-Schauspieler der Theaterabteilung des TuS Brake in der ehemaligen Grundschulturnhalle auf die Bühne brachten. Im Mittelpunkt der Komödie »Glaubersalz zum Nachtisch« von Heidi Mager stand besagter Amadeus Motzer (Werner Müller), der gemeinsam mit Ehefrau Ellen (Monika Scholz) und Schwägerin Marie (Waltraud Ostheider) in der Fastenklinik von Frau Dr. Schnabel sein geliebtes »Essen und Trinken« gegen trockene Brötchen und Zitronenwasser eintauschen musste.
Dieser wunderbar schlodderige Kerl leidet sichtlich, wenn er in seinem blauen Jogginganzug und den ausgelatschten Turnschuhen zu Dauerlauf und Morgengymnastik gescheucht wird. In dieser Situation hilft ihm nur eins: Boykottieren was das Zeug hält!
Das ist allerdings gar nicht so einfach und erfordert vom geplagten Amadeus Motzer großen Erfindungsreichtum. Immer wieder neue Ausreden müssen her, um dem Sport aus dem Weg zu gehen und das Schokoriegelversteck unter dem Tisch erweist sich auch als viel zu unsicher.
Nur seine wichtigste »Waffe« versagt ihm nie den Dienst: Seine aufmüpfige, freche Klappe, die in wirklich jeder Situation den passenden Kommentar parat hat. Das kriegt auch Klinikleiterin Frau Dr. Schnabel (Nicole Bockermann) in den Therapiesitzungen zu spüren. So hat der gute Amadeus nach dem Ausstoßen des »Urlaut« anstatt einer neuen inneren Erfahrung seines Selbst nur anzumerken, sein linker Fuß sei eingeschlafen. Und die Familiensitzung mit Handpuppen, die nicht verarbeitete Gefühle an die Oberfläche holen soll, kommentiert er mit den Worten »Hurra, wir spielen Kindergarten!«.
Wahrscheinlich hätte Amadeus Motzer so den ganzen Kuraufenthalt überstehen können, wäre da nicht dieser Markus Junghans (Ulf Schröder) aufgetaucht. Der wird einfach in seinem Zimmer einquartiert und als typischer Kurschatten liegt ihm die Damenwelt, inklusive Frau Dr. Schnabel und Schwester Monika (Sylke Strukmeier), sofort zu Füßen. Und das, obwohl Amadeus sofort merkt, »mit dem stimmt was nicht«. Schließlich führt er geheimnisvolle Telefongespräche und schläft nachts mit Hautpflegemaske im Gesicht und Lockenwicklern im Haar, während Amadeus mit gelb-braunem Schlafanzug und pinkfarbenen Socken ins Bett steigt. Doch niemand schenkt seinen Warnungen Gehör, auch wenn sich seine Stimme fast überschlägt und er noch hektischer als sonst mit den Augen blinzelt - erstaunlich, wie Werner Müller das die ganze Zeit durchhält. Aber nicht nur er, die ganze Gruppe geht völlig in ihren Figuren auf und ist an Spielfreude kaum zu überbieten. Kein Wunder, dass die Turnhalle bis auf den letzten Platz besetzt ist und das Gekicher und herzhafte Lachen während des gesamten Stückes nie völlig verstummt.
Auch nicht, als sich Amadeus Vermutung am Ende bewahrheitet: Markus Junghans hat die Damen alle um eine gute Stange Geld betrogen. Amadeus nimmt es mit Humor - bis er erfährt, dass seine Frau das Geld von seinem eigenen Konto genommen hat.

Artikel vom 10.11.2004