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Klangdaten werden Pop-Perlen

Elektro-Duo »Mouse On Mars« überzeugte im Ringlokschuppen


Von René Gast
Bielefeld (WB). »Mouse On Mars« stehen für dekonstruktionistische Elektronica-Klänge mit einem gehörigen Schuss Pop-Appeal. Obwohl sie hierzulande kaum einer kennt, haben sie sich internationale Anerkennung erarbeitet, die als der gerechte Lohn für ihr zehnjähriges Schaffen betrachtet werden kann. Da wird es langsam mal Zeit, auch die etwas breitere Masse zu erreichen.
Der Kunst von »DJ Elephant Power«, dem Vorprogramm an diesem Abend im Ringlokschuppen, konnten nur eingefleischte Fans ihre Huldigung entgegen bringen, während der überwiegende Teil der knapp hundert Mann starken Fanschar auf etwas mehr Pop wartete. Nach der ebenso versierten wie auch entrückten Darbietung lieferten »Mouse On Mars« dann auch tatsächlich die erwartete Melange aus facettenreichen Elektronic-Beats und wahrhaften Songstrukturen. Doch nicht nur Klangästheten kamen auf ihre Kosten. Der druckvolle Sound, in Verbindung mit den zerrissenen Beats, sorgte dafür, dass auch Tanzwütige ihr Adrenalin verpulvern konnten.
Ein echtes Highlight und der wohl poppigste Moment des Abends war die Single des aktuellen Longplayers »Radical Connector«. »Send Me Shivers« deutet auf die nun verstärkt kommerziell orientierten Mäuse hin, und kam dementsprechend gut beim Publikum an. Wie auch bei diesem Stück waren es die Vocals, die als zusätzliches Element die Vielseitigkeit von »Mouse On Mars« zu unterstreichen vermochten.
Trotz aufflackernder Begeisterung des Publikums und druckvoller Darbietung wehte an diesem Abend im Ringlokschuppen jedoch nur ein kleiner Hauch von heimeliger Club-Atmosphäre. »Mouse On Mars« gaben sich allzu introvertiert, und beschäftigten sich lieber mit ihren Elektronica-Tracks. Dass ihre Musik zweifelsohne für sich selbst spricht, konnte die Düsseldorfer Formation, die sogar Erfolge in Japan, Südamerika und den USA zu verbuchen hat, unter Beweis stellen. Doch der Draht zum Publikum, der Wunsch, es ganz und gar in andere Welten mitzunehmen, dies war das große Versäumnis in einer ansonsten überzeugenden Darbietung.

Artikel vom 09.11.2004