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Altan Arslan trägt den Adler

Arminias einziger amtierender deutscher Jugend-Nationalspieler

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Altan Arslan ist noch keine 16 und hat doch schon sein Herz verschenkt. Und zwar an eine ganz besondere Dame: die Arminia aus Bielefeld. Seit zehn Jahren ist der Jugendfußballer schon im Verein, möchte beim DSC am liebsten Profi werden. Ein anderer Traum hat sich für Altan Arslan bereits erfüllt. Der Deutsche Fußball-Bund hat ihn zu einer Länderspielreise eingeladen. Nächste Woche fliegt das Arminia-Talent nach Polen.

Damit ist Altan Arslan der einzige amtierende deutsche Nationalspieler des DSC Arminia. Altan, dessen Eltern aus der Türkei stammen, wurde in Bielefeld geboren und hat einen deutschen Pass. »Am liebsten würde ich einen Rekord aufstellen und es bei Arminia von der F-Jugend bis in die 1. Bundesliga schaffen«, hat Altan klare Zukunftsvorstellungen. Sogar Angebote aus Dortmund, Schalke, Frankfurt und Leverkusen ließ er sausen, hielt dem DSC die Treue. Die Spiele der Arminia-Profis in der SchücoArena sieht sich Altan so oft es geht an, am liebsten ist er als Balljunge im Einsatz.
Eineinhalb Jahre bolzte er bei den Minikickern und in der F-Jugend für den VfL Ummeln, dann wechselte er zum Sportclub der Ostwestfalen. Trainer Mark-Oliver Stricker ist natürlich stolz darauf, seinen Schützling für die DFB-Auswahl abstellen zu dürfen. Schließlich sei das nicht nur für den Spieler, sondern auch für den Verein eine tolle Auszeichnung. »Ich traue es Altan zu, in der Regionalliga zu spielen. Zur Profikarriere gehört immer auch ein wenig Glück, so wie es Matthias Langkamp hatte. Aber Altan besitzt für seine 15 Jahre schon eine gewisse Abgezocktheit«, bescheinigt Stricker, der sogar darüber nachdenkt, sich von den Leistungen Altans in Polen vor Ort ein Bild zu machen. Auch die Eltern hatten überlegt, dorthin zu fahren. »Ich habe gesagt: Nein, nein, übertreibt es mal nicht«, fühlt sich der 15-Jährige reif genug, um die Reise allein durchzuziehen.
Am 18. und 20. November treten die beiden Jugendnationalteams gegeneinander an, bereits am 15. November beginnt für Altan Arslan das Abenteuer Nationalmannschaft. Zwar ist Langkamp, der mit der deutschen U21 in Kürze ebenfalls gegen Polen hätte spielen sollen, fußballerisch nicht Altans Vorbild. Doch dessen Karriere imponiert ihm, auch wenn die Spielweise der DSC-Profis Ervin Skela und Fatmir Vata Altans eigener viel näher liegt.
Von Bielefeld über Frankfurt geht es am Montag per Flugzeug nach Polen. »Ich war schon bei zwei DFB-Lehrgängen dabei, kenne meine Mitspieler«, weiß der Jung-Armine, wer und was ihn erwartet. »Wenn ich Angst hätte, bräuchte ich da gar nicht hinzufliegen.« 18 Spieler umfasst der Kader von DFB-U16-Trainer Bernd Stöber. Dass Altan zum Einsatz kommen wird, ist ihm von Stöber zugesagt worden.
»Ich möchte richtig in die Nationalmannschaft rein und dann auch nicht wieder raus«, beantwortet der Junge aus Brackwede die Frage nach seinen sportlichen Zielen im Nationalteam. In der B-Jugend des DSC Arminia ist er längst eine feste Größe, im offensiven Mittelfeld lenkt er das Spiel. »Ich war auch schon Stürmer, aber die Rolle jetzt gefällt mir besser. Ich habe mehr Ballkontakte«, ist Altan ein Typ, der Bälle fordert.
Und auch sonst ist beim Realschüler von Schüchternheit nichts zu spüren. Gut möglich, dass er es mit seiner forschen, aber äußerst höflichen Art in seinem Traumberuf zu etwas bringt. Altan Arslan ist ein cleverer Typ, Trainer Stricker bezeichnet ihn als »Schlitzohr im positiven Sinne«.
Weil sich Altan Arslan aber nicht allein auf seine Fußballkünste verlassen will, plant er nach dem Realschulabschluss nächsten Sommer, eine weiterführende Schule zu besuchen. »Wenn ich meinen Qualifikationsvermerk bekomme, gehe ich aufs Gymnasium.« Nur in Englisch habe er Probleme, Deutsch spricht er wie aus einem Guss. Trainer Stricker: »Schule geht vor. Wenn wichtige Arbeiten anstehen, bekommen meine Jungs trainingsfrei.«
Und wenn es dann doch nicht mit des Trainers Polen-Reise klappt, werden Stricker und sein Schützling dann in Telefon-Kontakt stehen? »Nein«, sagt der Coach, »die Jungs sollen ihren eigenen Weg gehen.«

Artikel vom 13.11.2004