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Talfahrt Nährboden für neue Trainerdiskussion

FCG wieder zurück im Oberliga-Sumpf - Mannschaft droht Rest des guten Rufs zu verspielen

Gütersloh (dh). Der Ruhm der SG Wattenscheid ist längst verblasst. Selbst die Fankurven-Sprechchöre kommen in der Lohrheide vom Band und zeugen von längst vergangenen Zeiten - es herrscht tote Hose im 16 000 Zuschauer fassenden Rund, der Lack ist ab. Auf einem ähnlich »guten Weg« befindet sich der FC Gütersloh 2000, der momentan alles dafür tut, den letzten Rest des noch verbliebenen guten Rufes zu verspielen.

0:5 in Schermbeck, 0:0 gegen Lotte, 0:4 in Wattenscheid. Nackte Zahlen, die den Gütersloher Fußballfan wesentlich mehr interessieren dürften als die Tatsache, dass der FCG am Sonntag bis zum Platzverweis von Dirk Konerding in der 32. Minute eindeutig die tonangebende Mannschaft war und längst hätte mit zwei Toren führen müssen. »Das ist doch alles Augenwischerei«, wollte Fritz Grösche nach dem Schlusspfiff nichts mehr von der guten ersten halben Stunde wissen, und auch Rob Reekers half diese Feststellung nicht sonderlich weiter: »Fakt ist doch, dass ich hier sitze und keine Punkte habe.«
Bedenklich vor allem, wie sich der FCG nach dem entscheidenden 0:2 in der 58. Minute präsentierte. Niemand kann verlangen, dass die Dalkestädter mit einem Mann weniger auf dem Platz nun plötzlich sehenswerten Kombinationsfußball zeigen. Aber dass sich die Mannschaft völlig willenlos in die Niederlage fügt und sogar in Kauf nimmt, mit sechs oder sieben Gegentoren aus dem Stadion geschossen zu werden, ist blamabel. Hätte nicht wenigstens Robert Hietkamp eine professionelle Einstellung an den Tag gelegt und sich gegen eine noch heftigere Pleite gewehrt, »wären wir abgeschlachtet worden«,wie Rob Reekers richtig erkannte.
Nun befindet sich der FCG wieder dort, wo er Ende September schon einmal war: Im Abstiegskampf, fünf Zähler Vorsprung auf Platz 16 sind kein Ruhekissen. Das mühsam aufgebaute Selbstvertrauen, mit dem sich die Mannschaft durch vier Siege am Stück zwischenzeitlich aus dem Oberliga-Sumpf befreit hatte, scheint zum großen Teil wieder weg zu sein. Als Synonym für das Auf und Ab an der Dalke steht Sören Brandy. Einem schwachen Saisonstart folgte ein Leistungsanstieg, dem ein ebenso steiler Absturz folgte. In Wattenscheid saß das FCG-Talent nur auf der Bank - neben Daniel Eckel, der sich im Abschlusstraining einen »Pferdekuss« abholte. Dirk van der Ven (muskuläre Probleme) war erst gar nicht mit in die Lohrheide gereist.
Am Sonntag folgt jetzt die Prüfung gegen den VfB Hüls. Ein Spiel mit womöglich weitreichenden Folgen, denn bei einer erneuten Niederlage würden die schon wieder vernehmbaren, noch allerdings recht leisen Rufe nach einer Ablösung von Rob Reekers wohl lauter werden. Der FCG-Coach ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Als Kumpel-Typ ist Reekers bei der Mannschaft nach wie vor äußerst beliebt - vielleicht liegt genau hier das Problem. Die teilweise lethargisch wirkende Truppe braucht eventuell einen »Schleifer«, der ihr wieder richtig Feuer unter den Hintern macht.

Artikel vom 09.11.2004