09.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Talenteschmiede Poststraße

Acht Oberliga-Spieler des SC Verl kommen aus der eigenen Jugend

Verl (cas). Während immer mehr Vereine mangels Masse Nachwuchsmannschaften vom Spielbetrieb abmelden müssen, läuft die Entwicklung beim SC Verl in die entgegen gesetzte Richtung. »Bei uns kommen immer mehr Teams dazu«, berichtete der stellvertretende Abteilungsleiter Jürgen Tönsfeuerborn im Rahmen des diesjährigen Jahreshauptversammlung nicht ohne Stolz.

So kann der SCV in den jüngeren Jahrgängen jeweils sogar bis zu vier Mannschaften in die Serie schicken. »Das ist heutzutage schon echter Luxus«, schmunzelt »Tönse«, der am Sonntag den verhinderten Jugend-Boss Dieter Heinemeier vertrat. Rund 50 Helfer, fast alle ehrenamtlich tätig, sorgen an der Poststraße für einen reibungslosen und kostengünstigen Trainings- und Spielbetrieb. »Ohne diese engagierten Leute würde der jetzige 54.000 Euro-Etat für unsere Jugendabteilung sicherlich ungleich höher ausfallen«, meint Tönsfeuerborn.
Die intensive Ausbildung der Nachwuchskicker zahlte sich bereits aus: Allein acht Akteure, die im aktuellen Oberliga-Kader vertreten sind, kommen aus dem heimischen »Stall«. Die zweite Mannschaft (Bezirksliga) rekrutiert sich ausschließlich aus früheren SCV-Jugendspielern. So lautet denn auch das Motto des erfolgreich arbeitenden Duos Heinemeier/Tönsfeuerborn: »Wir produzieren lieber selber die Talente.«
So viele, dass nicht alle im eigenen Klub untergebracht werden können: Etliche frühere Verler tummeln sich inzwischen in höheren Amateurligen, und drei ehemalige SCV-Jugendliche haben ihre Fußballerlehre bei Bundesligisten fortgesetzt. Der nächste steht schon auf dem Sprung: Der VfL Wolfsburg hat einen Youngster zum Probetraining eingeladen.
Erfreulich auch die Finanzlage bei den Schwarz-Weißen (wir berichteten), wenngleich laut Peter Mankartz der Gürtel weiterhin enger geschnallt werden müsse. »Einige Sponsoren sind uns nach dem Abstieg aus der Regionalliga verloren gegangen, dafür aber haben wir auch einige neue dazu gewonnen«, vermeldete am Sonntag im Sitzungssaal der »Altdeutschen« der Klub-Präsident. Die genaue Mitgliederzahl konnte er auf Anfrage nicht nennen: »Eher unter Tausend, doch wir wollen so schnell wie möglich wieder über Tausend kommen.«
Zwar läuft bereits seit 1994 (das Jahr der »Steueraffäre«) ein Kredit in bislang unveränderter Höhe von 335.000 Euro. Doch wegen eines sehr günstigen Zinssatzes fallen diese Schulden kaum ins Gewicht, zumal sie durch Bürgschaften abgesichert sind. »Wir werden jetzt auch mit der Tilgung des Kredites beginnen. In zehn Jahren müssten wir ihn abgetragen haben«, schätzt Hans-Josef Pähler, der Herr der Zahlen.
Bleiben wir bei Zahlen: Die SCV-Urgesteine Hans Beckhoff, Helmut Dreier, Harald Held, Dieter Kampwirth und Winfried Pollmeier halten nunmehr seit 40 Jahren dem Verein die Treue. Dafür gab's die Ehrennadel in Gold. Noble Geste: Weil Hans Beckhoff nicht persönlich erscheinen konnte, spendierte er der Versammlung 30 Liter Bier.
Seit 20 Jahren Mitglieder des SC Verl: Josef Altenkord, David Böhme, Tim Deinert, Frank Düttmann, Holger Krüger, Josef Ortjohann und Thorsten Voßhenrich.

Artikel vom 09.11.2004