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Menschen in
unserer Stadt
Naciye Keles
Karnevals-Vorsitzende

»Ist das denn so bemerkenswert?« fragt Naciye Keles. Die 39-jährige Mutter und Hausfrau will eigentlich kein Aufhebens darum machen, dass sie als türkisch-stämmige Frau Vorsitzende des Karnevalsclubs Windflöte wurde. Einstimmig gewählt von den Mitgliedern. Anfangs sei sie zwar skeptisch gewesen, Vorsitzende eines »deutschen Vereins« zu werden, doch sie habe sehr viel Zustimmung erhalten, so dass sie sich wählen ließ.
Als Sechsjährige kam sie nach Bielefeld in den Stadtbezirk Senne. Dort wuchs sie auf, ging zur Schule, fand ihr Zuhause. Als sie 1981 heiratete, zog sie mit ihrem Mann 1982 in die Windflöte, wo sie heute noch mit ihrer Familie am Tulpenweg wohnt. Dazu gehören ein 20-jähriger Sohn, eine 18-jährige Tochter und als »Nesthäkchen« ein elfjähriger Sohn.
Zum Karneval kam sie, weil sich in der Windflöte über die Jahre hinweg ein Karnevalsumzug am Rosenmontag entwickelt hat, der einst aus den Kindergärten hervorging, heute vom Karnevals-Club Windflöte organisiert wird.
Sie fand das alles »irre toll und gut«, weil die Menschen der Windflöte gemeinsam feierten und feiern. Mit unterschiedlichen Nationalitäten. Richtig multikulturell, wie sie sagt. Um gleich eine Lanze für diese Wohnsiedlung am Rande Bielefelds zu brechen. Die Windflöte, sagt sie, ist weitaus besser als der Ruf, der ihr voraneilt.
Sie und ihre Familie würden sich sehr wohl fühlen, Probleme mit der Nachbarschaft - egal welcher Nationalität - kenne sie nicht. Leider aber werde die Siedlung etwas stiefmütterlich behandelt. Für sie ein Unding, dass es dort immer noch keinen Nahversorger für das tägliche Einkaufen gibt.
1998 ließ sie sich einbürgern, wurde deutsche Staatsbürgerin. Ihr Mann, noch skeptisch eingestellt, folgte ihr mit den Kindern gut zwei Jahre später. Ihre Heimat, sagt sie, bliebe zwar die Türkei, doch ihr Zuhause sei Deutschland, sei Senne, die Windflöte.
Sie freut sich schon auf den Umzug am Rosenmontag, für den die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen: »Dann können wir alle zusammen wieder wunderschön feiern.« friedlich und miteinander. So wie es eigentlich selbstverständlich sein sollte.Paul Siegfried Schulz

Artikel vom 10.11.2004