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Gemeinsinn, nicht
Eigennutz als Anliegen

»Pro Grün« feiert 30-jähriges Bestehen in Raspi


Bielefeld (ik). »Wo die Erde verkommt, wird Einmischung zur Bürgerpflicht«, steht auf dem Plakat, das quer durch den Historischen Saal in der Ravensberger Spinnerei gespannt ist. Darunter drängen sich die 120 geladenen Gäste: Freunde, Partner und auch Streitpartner des Vereins »Pro Grün«.
Das Plakat und der Spruch sind zwar schon 20 Jahre alt, haben aber nichts an Bedeutung verloren - bei der Jubiläumsfeier von »Pro Grün« durften auch solche Andenken nicht fehlen. Seit 30 Jahren setzen sich die Mitglieder erfolgreich für ein grüneres Bielefeld ein, »Schutz und Pflege von Stadtbild und Landschaft« stehen im Mittelpunkt ihres Wirkens.
Im März 1974 gründeten Dietmar Stratenwerth, Dr. Arnold Riedenklau, Regine Schürer, Klaus Mittelhokamp, Herward Meyer und Hilmar Hasenclever den gemeinnützigen Verein »Pro Grün Bielefeld e.V«. Wenn diese Menschen nicht gewesen wären, dann hätte die Jubiläumsfeier wohl an einem anderen Ort stattfinden müssen: Anlass zur Gründung war unter anderem der geplante Abriss der Ravensberger Spinnerei. »Pro Grün« setzte sich für ein weiteres Bestehen des alten Gebäudes ein und gewann schließlich den Kampf. Seitdem ist man immer dann zur Stelle, wenn es um das Stadtbild und die Erhaltung von Landschaften geht, wenn Politik und Verwaltung nicht sachgerecht abwägen und nicht über Alternativen nachdenken.
Vereinsgründer Dietmar Stratenwerth, heute Ehrenvorsitzender, und Tilman Rhode-Jüchtern, neben Michael Blaschke einer der zwei Vorsitzenden, wagten den »Blick zurück nach vorn«: »Wir kennen nicht nur Ýja jaÜ und Ýnein neinÜ«, beschrieb Stratenwerth den Grundgedanken des Vereins. »Wir handeln nicht aus Eigennutz oder Starrsinn, sondern aus Gemeinsinn.« Ziel sei es, Kompromissfähigkeit zu beweisen und Unvernunft zu stoppen. Am Ende kam die Frage: »Was nun, sollen wir nach 30 Jahren noch weitermachen?« Aus dem Publikum schallte ein beherztes »Ja!«, und dieser Zwischenrufer sprach wohl allen Anwesenden aus dem Herzen.
Auch Prof. Dr. Gertrude Lübbe-Wolff, Richterin am Bundesverfassungsgericht, hatte nur lobende Worte für »Pro Grün«: Die Bielefelderin hob die »eindrucksvolle Lebensleistung« des Vereins hervor und lobte in ihren »Gedanken zur Bürgerbeteiligung« dessen unnachgiebiges Engagement und unermüdlichen Einsatz. »Organisationen, die sich um allgemeine Interessen kümmern, treffen nicht notwendigerweise auf mehr Entgegenkommen, sondern manchmal gerade auf besonders ausgeprägtes Mauern«, sagte sie und beschrieb damit treffend die Arbeit der Vereinsmitglieder.

Artikel vom 08.11.2004