08.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

2,5 Millionen Kinder
von Armut bedroht

Experte: Hartz IV wird Zahl mehr als verdoppeln

München/Berlin (dpa). Die Kinderarmut in Deutschland wird sich nächstes Jahr nach Expertenschätzung mehr als verdoppeln.
Die Kinderarmut wird noch erheblich steigen.

Professor Thomas Olk von der Universität Halle/Wittenberg, Mitverfasser des »Kinderreports Deutschland 2004«, sagte, schon derzeit lebe eine Million Kinder und Jugendliche an der Armutsgrenze. Nach Vorausberechnungen kämen vom 1. Januar an weitere 1,5 Millionen Kinder in Haushalten hinzu, die mit der Hartz- IV-Reform Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld beziehen.
Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt heute in Berlin seinen »Kinderreport Deutschland 2004« vor. Auf 350 Seiten präsentieren 20 Experten neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Lage der Kinder in Deutschland, den Schwerpunkt bilden dieses Jahr die Kinderarmut und ihre Auswirkungen.
»Jedes zehnte Kind in Deutschland ist von dieser Entwicklung betroffen«, sagte Olk. Der Experte forderte »echte Unterstützung statt Stütze« - etwa wohnortnahe, qualitativ hochwertige Betreuungs- und Erziehungseinrichtungen für die sozial Schwachen wie in England und Skandinavien. Dort würden Eltern entlastet und Kinder gefördert.
Eine solche familienergänzende Kinderbetreuung rechne sich auch volkswirtschaftlich, erklärte Olk. Sie ermögliche den Eltern bessere Erwerbschancen, und das führe sowohl zu mehr Steuereinnahmen als auch zu einer Entlastung bei den Sozialhilfe-Aufwendungen.

Artikel vom 08.11.2004