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Wilde Ideen zu Geld gemacht

Gerald Prasse ist Prozesskonzept-Entwickler bei Dura Automotive Systems

Gesa Kortekamp und
Marleen Winter (Gymnasium Lage)
Lage (WB). Erst wurde er wegen seiner »wilden Ideen« ausgelacht, nun verdient er mit ihnen sein Geld. Das ist wohl für jeden Schüler eine traumhafte Vorstellung. Diplom-Ingenieur, Fachrichtung Maschinenbau, hört sich hingegen eher nüchtern an.

Gerald Prasse (40) ist einer von ihnen, und er hat die starken Einfälle mit dem Maschinenbau gut verbinden können. Auf Umwegen gelangte er zu Dura Automotive Systems Reiche in Lage, wo er als Prozesskonzept-Entwickler tätig ist. In diesem Betrieb, der vor allem Sicherheitskomponenten für Autos herstellt, ist Prasse für die Entwicklung neuer Produkte, deren zeichnerische Entwürfe am Computer und für die Vorstellung zuständig. Seine jüngste »Erfindung«: ein Kraftstoffverteilerrohr, das bei Personenwagen einen Beitrag dazu leistet, den Schadstoffausstoß zu verringern.
Er muss sich um Lieferanten, Maschinen und Kosten kümmern. Eigentlich hatte er nach seinem Realschulabschluss »die Nase voll von Schule« und begann zunächst eine Ausbildung als Maschinenbauer. Sofort merkte er, dass er »die richtige Richtung« gewählt hatte und wollte mehr. Um jedoch in der FH Lippe Maschinenbau studieren zu können, musste er sein Fachabitur in der eigentlich wenig geliebten Schule nachholen. Das Studium »ging er locker an«, da er durch seine Ausbildung schon gute Vorkenntnisse besaß, die ihm auch in seinem späteren Beruf als Produktentwickler sehr weiterhalfen.
Da sein Interesse aber eher beim Prozess als beim Produkt liegt, war ihm die Aufstiegschance zum Prozesskonzeptentwickler sehr willkommen. »Heute bin ich meine eigene Abteilung«, sagt Gerald Prasse stolz, abgehoben aber ist er nicht. Im Gegenteil: »Ingenieur ist ein Beruf wie jeder andere, fast zehn Prozent der Arbeit sind Verwaltung. Doch dadurch, dass der eigentliche Geldverdienst in der Verwirklichung guter - und manchmal auch verrückter - Ideen liegt, wird der lästige Papierkram in den Schatten gestellt.«
Außerdem sei in diesem Beruf analytisches Denken gefragt, es müssten mögliche Fehler eines Produktes im Voraus erkannt werden. Natürlich werden alle Entwicklungsphasen genau berechnet. Gute Mathematikkenntnisse sind also Bedingung. Auch Physik sei hilfreich, »aber nicht unbedingt notwendig«. Englisch gehört hingegen dazu. Schon wegen des internationalen Handels, den Dura Reiche betreibt.
Das weiß Prasse aus eigener Erfahrung: »Dabei hab ich mich schon sehr blamiert. Es fehlem einem einfach im richtigen Augenblick die richtigen Worte!«. Solche Erlebnisse mindern seine Freude an der Arbeit aber keineswegs.
Ingenieur, das ist ein Beruf mit guten Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten und ist in der heutigen Zeit auch sehr gefragt. Interessierten Schülern bietet die FH Lippe in Lemgo an, bei einer Vorlesung in die Welt des Ingenieurs hineinzuschnuppern.

Artikel vom 13.11.2004