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Blauröcke sind doppelt im Einsatz

Feuerwehr wirbt um Freiwillige

Bielefeld (MiS). »Vor acht Minuten waren sie noch an ihrem Arbeitsplatz«, steht unter dem Ausstellungsfoto, das zwei freiwillige Feuerwehrleute beim Einsatz auf einer Drehleiter zeigt. 800 von ihnen gibt es in Bielefeld. Mit der Aktion »Doppelt im Einsatz«, zu der auch die noch bis zum 12. Dezember laufende Schau im Neuen Rathaus zählt, will die Freiwillige Feuerwehr Bielefeld in den kommenden Monaten neue Nachwuchskräfte gewinnen, vor allem aber Arbeitgeber motivieren, ihre Beschäftigten für den ehrenamtlichen Dienst freizustellen.

Unterstützung bekommen die Freiwilligen auch von der Berufsfeuerwehr und von Oberbürgermeister Eberhard David. Der wird sich in der kommenden Woche in einem Schreiben an 800 Betriebe in Bielefeld wenden und dort für die Freistellung der ehrenamtlichen Blauröcke werben.
Dass Aufklärung nötig ist, macht Gerhard Wörmann, Chef der Bielefelder Berufsfeuerwehr, deutlich: »Wir sind auf die Unterstützung der Freiwilligen angewiesen«, sagt er. In Bielefeld gebe es zwar 820 aktive freiwillige Feuerwehrleute. Nur 518 von ihnen seien aber auch tagsüber abrufbar. Da kann es vor allem in einigen Außenbezirken schon einmal zu Engpässen kommen.
Andererseits sehen viele Arbeitgeber den Einsatz von Mitarbeitern bei der Feuerwehr eher kritisch: Sie beklagen die Fehlzeiten; der eine oder andere Chef drängt seine Beschäftigten, die bei der freiwilligen Wehr Dienst tun, mit einem Hinweis auf die wirtschaftliche Lage, sein Engagement zurückzufahren. Schwierigkeiten sehen die Wehren auch durch die demographische Entwicklung auf sich zukommen: Die Bevölkerung nimmt ab, die Anforderungen an die Brandbekämpfer aber bleiben.
»Die Rechtslage ist zwar eindeutig«, meint Volker Fliege, Löschabteilungsführer und Sprecher des Brandschutzbezirkes Ost. Arbeitgeber müssten ihre Beschäftigten freistellen. »Aber ohne gegenseitiges Verständnis geht letztlich nichts.«
Und dafür will die Freiwillige Feuerwehr jetzt werben. Die ehrenamtlichen Blauröcke seien auch eine Bereicherung für Belegschaften, meint Ulrich Rüter, Gesamtsprecher der Bielefelder Freiwilligen Feuerwehr. Sie lernten in ihrer Ausbildung, selbstständig und schnell Entscheidungen zu treffen, und verfügten über hohe soziale Kompetenz und Führungsstärke - alles Eigenschaften, die auch von Unternehmen nachgefragt seien. Durch Einsätze entstehende Ausfallzeiten würden vergütet.
Die zurzeit im Rathaus laufende Ausstellung wird anschließend in der Sparkasse Stresemannstraße und im »Klösterchen« gezeigt. Die Aktionen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Am 30. April ist ein Aktionstag auf dem Jahnplatz geplant, am 25. September ein Tag der offenen Tür in allen Bielefelder Gerätehäusern. Verteilt werden auch Autoaufkleber: Der Button mit der Aufschrift »Ich unterstütze die Aktion ÝDoppelt im EinsatzÜ« wird bald auch auf dem Dienstwagen des OB kleben. Informationen zur aktuellen Kampagne gibt es im Feuerwehramt (Hans-Ulrich Horst, Tel. 05 21 / 51-39 84) und im Internet unter
www.feuerwehr-bielefeld.de

Artikel vom 06.11.2004