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»König« regierte mit
Brillanz und Strahlkraft

Güttler gab Benefizkonzert zugunsten der Hospizarbeit

Von Uta Jostwerner (Text)
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Ludwig Güttler hatte sich nicht lange bitten lassen: Als er um eine Spende für die Hospizarbeit der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel gebeten wurde, sagte der berühmte Trompeter spontan zu, ein Benefizkonzert zu geben. Ein echter Glücksfall, wie sich am Rande des ausverkauften Konzerts in der Zionskirche herausstellte, denn Wohltätigkeit kann sich der »König der Trompete« künftig nicht mehr leisten.

Allgemeine Einsparungen im Kulturbereich verbieten dem Leiter und Gründer des Leipziger Bach-Collegiums sowie zahlreicher anderer Kammerorchester, künftig für Spesen zu konzertieren. Dass er sich noch einmal dazu bereit erklärte, liegt in der langjährigen guten Beziehung zum Quellenhof begründet. »Der war wie ein Brückenkopf«, sagt Güttler, der bei Konzertreisen ins Ostwestfälische schon zu DDR-Zeiten im Quellenhof logierte.
Ans Abhauen habe er damals gedacht, mehrfach sogar, verrät Güttler. Doch dann kam die Wende - gerade rechtzeitig. Und mit ihr neue Aufgaben wie der Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche, für die Güttler nicht nur seinen bekannten Namen gab, sondern auch jede Menge ehrenamtliche Verpflichtungen übernahm, die er als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus wahrnimmt.
Die Trompete freilich spielt noch immer die Hauptrolle in seinem Leben - und das in gut 110 Konzerten pro Jahr. Der Organist und Cembalist Friedrich Kircheis ist für Güttler zum langjährigen Duopartner geworden, und so spannte das Konzert im feinsinnigen Dialog beider Instrumente einen Bogen vom Barock bis in die Gegenwart.
Mit Tonbrillanz und Strahlkraft verzauberte Güttler dann etwa in einer Sonate von Jean Baptiste Loeillet, wobei beide Interpreten satztypische Merkmale kontrastscharf gestalteten. Choralvorspiele nach dem Gusto eines JohannLudwig Krebs schmückten Güttlers gekonnte Verzierungen ungemein, und zwischen responsorisch tänzelndem Vejvanovsky-Streich und neutönenden Langlais-Chorälen zeigte der »König« noch viele Facetten seiner Kunst. Friedrich Kircheis stand ihm in nichts nach, sondern glänzte mal als Figurationskünstler (Scarlatti), mal als stürmender Orgelvirtuose (Mendelssohn). -Ê Rauschender Beifall.

Artikel vom 08.11.2004