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Giebelrestaurierung wurde
deutlich teurer als kalkuliert

Letzter Stein am Crüwell-Haus wird demnächst gesetzt

Bielefeld (bp). Die Renovierung des Giebels des Crüwell-Hauses am Alten Markt ist so gut wie abgeschlossen. Nach sieben Monaten, in denen die frei stehenden Teile des Giebels von 1530 abgebaut, restauriert oder nachgearbeitet und schließlich wieder aufgebaut wurden, soll am 25. November der letzte Stein gesetzt werden.

Auf dem Bielefelder Weihnachtsmarkt, der am 22. November eröffnet wird, kann der Lichterbaum wie gewohnt aufgestellt werden. Der Baufahrstuhl wird weggerückt, die Absperrung noch weiter reduziert. Hans Ziehm, Sprecher der Eigentümerfamilie und persönlich haftender Gesellschafter der Gebr. Crüwell KG: »Ich hoffe, dass Plane und Gerüst auch bald demontiert werden können.«
Wie versprochen, sei die Sanierung zwar mit Beginn der Vorweihnachtszeit abgeschlossen, allerdings deutlich teurer geworden als geplant. Grund: Es mussten mehr Steine ersetzt werden als vorauszusehen war.
Rosetten und Fialen des gotischen Giebels waren stark angegriffen, die Verankerungen drohten den Sandstein zu sprengen. Zum Handeln gezwungen sahen sich die Eigentümer nicht zuletzt, nachdem ein Stein, ohne Schaden anzurichten, auf die Straße gestürzt war.
Die Eigentümerfamilie habe die Restaurierung eines der schönsten Bürgerhäuser Westfalens als kulturelle Verpflichtung gesehen, zahle dafür inzwischen aber mehr als 250 000 Euro. Ziehm: »Das ist nicht einfach.« Zumal im Frühjahr mit insgesamt »nur« 200 000 Euro zu rechnen war. Dankbar zeigt Ziehm sich für das Engagement von Dr. Guido Sandler, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Stiftung trägt 85 000 Euro der Sanierungskosten.
Enttäuscht dagegen sei die Eigentümerfamilie von der Stadt Bielefeld, für die das Crüwell-Haus schließlich ein Wahrzeichen darstelle, sagt Ziehm: »Es gab keinerlei finanzielle Unterstützung.« Man hätte sich über »einige tausend Euro Zuschuss« gefreut: »Dann hätte die Kommune wenigstens ihren guten Willen gezeigt.«
Die Familie Crüwell hat das Haus nicht nur vor knapp 500 Jahren erbauen lassen, Richard Mitzlaff-Crüwell hat es schon einmal vor dem Einsturz bewahrt: Nach dem Luftangriff vom 30. September 1944 stützte er die Fassade des zerstörten Gebäudes ab, so dass der Wiederaufbau möglich wurde.

Artikel vom 06.11.2004